Entdeckungen in der Lausitz - Gottfried Unterdörfer
Bei der sonntägliche Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins entführte Rainer Gruß, Schauspieler am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen, an diesem Wochenende seine Zuhörer im Schloss Hoyerswerda mit Texten des Försters Gottfried Unterdörfer nicht nur in die Lausitz um Uhyst, sondern setzte auch der viele Jahrzehnte währenden Freundschaft mit den Hoyerswerdaer Kunstfreunden einen neue Meilenstein.
Musikalisch einfallsreich und bravourös begleitet von den Schülern des Hoyerswerdaer Lessinggymnasiums, Torsten Kohlmann und Konrad Schüttig, las er aus dem jüngst im Lusatia-Verlag erschienenen Buch „Als die Sümpfe blühten“. Die Geschichten erzählen von Begegnungen im Alltag eines Försters, der mit offenen Sinnen durch sein Revier geht, hier einen weggeworfenen Stein findet, der sich als Vogeltränke eignet, dort einen kranken Reiher, dem er nicht helfen kann. Erinnerungen an den Krieg und einen Kameraden, der seine Achtung vor fremdem Gut auch in der Situation nicht aufgibt und dies mit seinem Leben bezahlt. Angesichts gegenwärtig tobender Kriege, ließ diese Geschichte nachdenklich werden angesichts deren Opfer, mahnte ohne besondere Worte, still, aber eindringlich Gewalt bei Konflikten zu vermeiden.
Rainer Gruß las die Beobachtungen sehr einfühlsam, ohne aufwendige Gesten, nutzte bewundernswert variabel feinste Nuancen seiner Stimme, deren Lautstärke vom Flüstern bis zu energischem Klang.
Die Texte Gottfried Unterdörfers wurden dadurch lebendig, fesselten die Zuhörer als säße der Schriftsteller selbst vor ihnen und erzählte ihnen nachdenkenswerte und heitere Erlebnisse. Mochte manches alltäglich scheinen, eindrücklich wurde es in der schlichten Sprache, dem ungekünstelten Erzählstil eines Menschen, der Verantwortung für Lebewesen und Pflanzen, für den gemeinsamen Lebensraum von Mensch und Tier trug. Er gestand noch nicht entschlüsselte Geheimnisse der Natur ein, ohne zu spekulieren. Gerade damit lenkte der Forstmann die Aufmerksamkeit auf unsere Umwelt, die durch ein fein gesponnenes Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten gehalten wird.
Mancher Besucher wird aufmerksamer durch die Natur gehen, wird Schönheiten der Lausitz entdecken, an denen er bisher achtlos vorüber eilte. Andere wiederum werden das Vergnügen auskosten, das Rainer Gruß und die Musiker ihnen schenkten und sie dadurch sensibler werden ließ für Sprache und Natur.
Veröffentlicht in der Lausitzer Rundschau