Über das Böse nachdenken und das Gute finden

Pfarrer Peter Paul Gregor im Gespräch mit Martin Schmidt und Uwe Jordan, von links.Jeder kennt gute mitfühlende Menschen, die dem unglücklichen Nächsten in seiner Not helfen, aber auch egoistische böse Nachbarn, die nur auf ihr eigenes Fortkommen achten und dem Gegenüber nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Doch warum ist das seit Menschengedenken so? Ist das Böse eine feststehende Tatsache, mit der sich jeder abzufinden hat? Kann es mit einer Person verglichen werden und welche Eigenschaften hätte diese? Warum hat das Schlechte für viele Menschen dauerhaft eine große Anziehungskraft und besteht die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun?
Diese Fragen versuchte Pfarrer Peter Paul Gregor von der Gemeinde "Heilige Familie" Hoyerswerda in seinem Vortrag über "Die Faszination des Bösen" beim Hoyerswerdaer Kunstverein zu beantworten. Viele Begriffe wie schlecht, schlimm oder nichtig benennen das Böse und es gibt dafür auch bekannte Personifizierungen. Teufel kommt vom griechischen dia-bolos, was durcheinander werfen und entzweien bedeutet, erklärte der Pfarrer. Satan aus dem Hebräischen beschreibt den Verfolger und Widersacher, der Freundlichkeit vortäuscht, um dann schnell negativ zu wirken. Selbst bei Mephistopheles aus Goethes Faust ist der Name Programm. Auf Hebräisch heißt mephir Zerstörer und tophel Lügner. So sind Ziel und Absicht des Bösen klar beschrieben.
Doch woher kommt das Schlechte? Der Theologe Peter Paul Gregor zitierte hierzu Jesus Aussagen im Markus-Evangelium 7;15: "Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern...von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft." Das bedeutet: "Jeder trägt das Böse in sich, es kommt nur darauf an, ob es ausbricht." Dieser Satz stammt vom ehemaligen Leiter der Münchner Mordkommission Josef Wilfling, der unter anderem den Mord an dem bayrischen Schauspieler Walter Sedlmayer mit aufgeklärt hat, erzählte Pfarrer Gregor. Diesbezüglich sagte er: Es liegt bei jedem Menschen selbst, ob und wie schnell er sich vom Negativen einfangen lässt. Zum anderen formulierte er ganz klar: "Wer böse handelt, darf nicht das Böse als Alibi dafür nutzen."
Verschiedene Gefahren im Alltag benannte der Geistliche den ca. 50 Zuhörern im Schloss, wozu Werbeflyer gehören und das Buhlen der Parteien um Wählerstimmen mit Versprechen, die sie nicht halten, denn: Das Böse beeinflusst den Menschen in einer bestimmten Richtung. Es kennt die Schwächen des Einzelnen und greift gezielt dort an. Manchmal gibt es sich fast wie das Gute und handelt auch so. Dann kann es nicht leicht erkannt werden. Das Böse verlangt immer einen "Gegenwert" für ein Angebot und lenkt vom Wesentlichen ab, der Suche nach dem Guten. Alles Schlechte hat nur solange Macht und Kraft, wie es im Geheimen wirken kann. Das heißt: Wer den Mut findet, es öffentlich zu machen, kann sich davon befreien, sagte Peter Paul Gregor. Genau das hat Jesus getan, als er laut Lukas 4.1 ff. 40 Tage in der Wüste war. Er wurde dort mehrfach vom Teufel versucht, der ihm unter anderem die unbegrenzte Herrschaft auf Erden angeboten hat und ihn zu leichtsinnigen Handlungen überreden wollte. Das klare Ziel seines Tuns war immer, Jesus von Gott zu entfremden, erklärte Pfarrer Gregor. Jesus ging darauf aber nicht ein und führte stattdessen mit dem Teufel ein Rededuell, das er gewann. Sein Glaube an Gott hat ihm die Kraft und Stärke dafür gegeben.
Wichtig ist dem Theologen, dass jeder Mensch, egal ob Christ, Jude, Muslim oder Religionsloser als Abbild Gottes gut geschaffen wurde. Er besitzt Gefühl, Gewissen, Vernunft sowie Barmherzigkeit und kann damit immer eine Entscheidung für das Gute, das heißt für Liebe und Zuwendung zum Nächsten treffen. Diese wichtigsten positiven Gefühle, die der Mensch kennt, wird er immer ohne irgendeine Gegenleistung verschenken und seine ehrliche Begeisterung ist dann nicht verknüpft mit dem Verlust des analytischen Verstandes und der Integrität, sagte Pfarrer Gregor.
So endete "ein Abend des menschlichen und philosophischen Denkens, die bald eine Vorsetzung finden soll", wie sich der Kunstvereinsvorsitzende Martin Schmidt wünschte.

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