Deutsch-niederländische Freundschaftstreffen fördern das Verstehen über Ländergrenzen

Freundeskreis Hoyerswerda-Rotterdam vor der Broederenkerk in Deventer. An der Kirche befindet sich ein Gedenktafel für Geert Groote. "Wahre Freundschaft soll nicht wanken" - dieser Spruch prägt die ca. 60jährige Lebensfreundschaft zwischen Helene Schmidt vom Hoyerswerdaer Kunstverein und Maren Schröder von der deutschen Gemeinde Rotterdam. Ihr Kontakt hat die Zeit, in der die Berliner Mauer Menschen trennte, überlebt. Mit dem Zusammenbruch der DDR und der erkämpften Reisefreiheit nahmen die Frauen schnell deutsche und niederländische Freunde in ihre Beziehung mit hinein. Maren Schröder gründete den Freundeskreis Hoyerswerda-Rotterdam und seit 1990 finden jährlich Treffen statt, bei denen immer eine Region in Deutschland oder den Niederlanden erkundet wird.
2017 waren die alten Hansestädte Zutphen und Deventer sowie die landschaftlich reizvolle Region Achterhoek mit ihren Museen und Kirchen das Reiseziel. Der ehemalige Deutschlehrer Arie van den Bor stellte den Lausitzer Gästen Zutphen vor, das schon seit dem 13. Jahrhundert aus einer Alt- und einer Neustadt besteht. Die St. Walburgiskirche erhielt im 16. Jahrhundert einen Anbau, der einen der ersten öffentlichen Lesesäle in Europa enthielt. Die Bücher waren mit schweren Eisenketten vor dem Entwenden gesichert und die Reisegruppe hat sich die wertvollen Handschriften, die vor allem über Rechtswissenschaften und Theologie informierten, natürlich angesehen. Dick Balk stellte den aus der Hansestadt Deventer stammenden Kirchenkritiker Geert Groote (1340-1384) vor, dessen Ideen später der Reformator Martin Luther aufgegriffen hat. Schon Groote prangerte Mönche an, die in Reichtum lebten und den Zölibat nicht einhielten, während es der Bevölkerung am Nötigsten fehlte. Er übersetzte auch Teile der Bibel ins Niederdeutsche, damit das Volk Gottes Wort selbst lesen konnte. Jeder Mensch soll Verantwortung für sein Leben übernehmen, gehört zu Geert Grootes Botschaft, so Dick Balk.
Die Weißkollmerin Silvia Lohr würdigte am Tag der deutschen Einheit den Mauerfall 1989 als für Europa bedeutsames Ereignis, das die Treffen mit den Niederländern erst ermöglicht hat. Freie Kontakte zu Menschen anderer Länder erweitern den Horizont und "Wissen hilft, Fremdes zu akzeptieren", sagte sie. Grundlage für diesen Prozess seien genaues Zuhören und die Offenheit, die Argumente des Anderen auszuhalten. Nur auf diese Weise wächst Vertrauen und das Miteinander der Menschen kann sich verbessern, sagte die ehemalige Lehrerin. Wichtig findet sie, schon Kinder in diesem Geist zu erziehen.
Die Freundschaftstreffen mit ihrem familiären Charakter und dem gemeinsamen Gesang deutscher Volkslieder und Kanons unter Maren Schröder, die in Rotterdam eine Kantorei leitet, genießen die Deutschen und Niederländer sehr. Und jedes Mal muss am Abschlussabend die Frage nach der Weiterführung der gegenseitigen Besuche geklärt werden. Trotzdem die meisten Teilnehmer im fortgeschrittenen Rentenalter sind, wird es auch 2018 wieder eine Begegnung geben, denn wirklich verzichten möchte darauf keiner. Dick Balk stellte fest, dass Gespräche auch über 500 Jahre Reformation und die deutsche Besetzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg "das Nachdenken über sich selbst und die anderen fördern".

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

 

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