Gespräch mit einer kroatisch-deutschen Autorin brachte Schüler zum Nachdenken

Marica Bodrožić liest vor Schülern am Foucault-Gymnasium in Hoyerswerda 2016Im Rahmen der Reihe "Grenzgänger - Hoyerswerdaer Gespräche" des Kunstvereins las am vergangenen Freitag die 1973 in Kroatien geborene Schriftstellerin Marica Bodrožić in Hoyerswerda. Ab ihrem neunten Lebensjahr ging sie in Hessen zur Schule, studierte später Kulturanthropologie, Slawistik und Psychoanalyse in Frankfurt/Main und lebt seit 2003 in Berlin. Auf Deutsch schreibt Marica Bodrožić ihre Gedichte und Bücher, denn in dieser Sprache fühlt sie sich zu Hause.
Sie gestaltete zusammen mit dem Rundfunkjournalisten Mirko Schwanitz eine Lesung ihres Buches "Mein weisser Frieden" im Schloss. Zusätzlich sprach sie über das Thema Krieg und Frieden vor Elfklässlern des Foucault-Gymnasiums Hoyerswerda.
Die Balkankriege der 1990er Jahre, an denen auch einige Cousins der Autorin teilgenommen hatten, führten sie zu der Frage: "Wie werden Menschen was sie sind?" Marica Bodrožić suchte darauf Antworten bei Veteranen dieser Kriege und bei Frauen, die die vierjährige Belagerung von Sarajewo überlebt hatten, sagte sie den Gymnasisten. Im "heimatländischen Krieg" gingen damals Kroaten, Serben und Muslime aufeinander los. Die im Vielvölkerstaat Jugoslawien verdeckten Vorurteile der Volksgruppen gegeneinander brachen nach dessen Zerfall massiv auf und nationalistische Worte lehrten die Menschen, einander zu hassen. Niemand gebot dieser Entwicklung Einhalt, denn wer in dem Krieg nicht Position für sein Volk bezog, schloss sich aus, war die Aussage des Kriegsveteranen Anton in dem Buch. "Heute besteht jeder auf seiner Wahrheit und sieht nur sich selbst als Opfer", erklärte Marica Bodrožić den Schülern. Eine Grundvoraussetzung der Lösung des Konflikts wäre jedoch, auch die anderen Volksgruppen als Leidtragende anzuerkennen. Anton kam "mit dem Tod im Kopf" aus dem Krieg zurück, denn die Erinnerungen dieser Zeit bleibt ihm. "Er trauert einer inneren Freude nach, die verloren scheint", las Marica Bodrožić vor. Sie formulierte auch, dass friedliches Zusammenleben ein Prozess ist, der auf gegenseitigem Respekt und Kommunikation basiert. Beides muss in den kriegsverletzten Seelen der Menschen erst wachsen.
Der 18jährige Gymnasiast Kevin beschrieb Krieg, den seine Generation in Deutschland noch nicht erleben musste, als Situation, "in der Kommunikation versagt und Recht und Ordnung versinken." "Frieden ohne Konflikte gibt es nicht", stellte der 17jährige Justus fest und um diese zu lösen, müssen Menschen miteinander reden und auch mal Kritik aushalten. Seine Mitschülerin Mila äußerte den klugen Gedanken, dass Frieden im Inneren jedes Einzelnen beginnt, wenn er den Einklang mit sich selbst sucht. Frieden beinhaltet den Luxus, das eigene Leben zu bestimmen, wobei wichtig ist, dem anderen diese Möglichkeit auch einzuräumen, legte Marica Bodrožić den Jugendlichen abschließend ans Herz.

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