Lessinghaus Wolfenbüttel mit Porträt von Eva KönigLessinghaus Wolfenbüttel mit Porträt von Gotthold Ephraim LessingBriefe im Warten auf Glück 

Angela Potowski und Helene Schmidt, v.l.Sechs Jahre lang schreiben sich Gotthold Ephraim Lessing und Eva König Briefe als heimlich Verlobte. Sechs Jahre, in denen sie nicht zusammen sein können, zum einen weil Eva König eine junge Witwe mit vier Kindern ist, zum anderen, weil beide über Jahre hinweg Pflichten erfüllen müssen, die eine gemeinsame Lebensplanung vorerst verhindern. Für die Literatur eine wahre Fundgrube, für beide eine langes Warten auf Glück. 
Helene Schmidt und Angela Potowski haben in bewährter Weise diesen Briefwechsel feinfühlig nachempfunden und die Zuhörer damit verzaubert. Wie Akteure auf einer großen Bühne brachten sie die ausgewählten Texte zu Gehör, so, dass bei den Zuhörern die Zeit des 18.Jahrhunderts intensiv vor dem geistigen Auge entstand, im sprachlichen Duktus dieser Zeit und im Konsens zu den sozialen und politischen Verhältnissen.
Es waren keine Briefe, es war Leben pur, man spürte förmlich, dass jeder der beiden die Briefe des geliebten Partners immer und immer wieder gelesen hatte und sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartete. Eva König erweist sich als ebenbürtige Partnerin zu Lessing und auch als Frau, die das Leben liebt und alle Gefahren mit Leichtigkeit übersteht, die Lessing in seinem Dichtertum bewundert und ihn besser versteht als alle anderen. Nach einer Aufführung von "Emilia Galotti" am Hoftheater in Wien, wobei der Kaiser nie so viel gelacht habe als eben in dieser Vorstellung, beschreibt sie ihre bittere Enttäuschung über so viel Geschmacklosigkeit. Und wie sie diese beschreibt, ein Literaturkritiker von Rang und Namen hätte es nicht besser vermocht.
Die Briefe geben auch Auskunft, wie beide sich über das Lottospielen verständigen, wie man Arzneimittel selbst herstellt und Kitt zum Kleben von Porzellan.
Eva König aus Hamburg muss in dieser Zeit die Unternehmen ihres Mannes in Wien zu Ende führen, deshalb auch die meisten Briefe aus Hamburg und Wien. Lessing arbeitet als Bibliothekar bei Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel und sitzt ziemlich einsam als einziger Bewohner im Schloss Wolfenbüttel, wird zu einer Italienreise mit dem Sohn seines Brotherrn verpflichtet, der er sich trotz Widerwillens zu solchem Tun nicht entziehen kann, denn eine Bibliothekar ist ein Lakai, wenn auch das Fürstentum noch so klein ist. Zu unserem Glück sind Name und Wirken Lessings bis heute lebendig, während die Namen so vieler kleiner Herrscher längst vergessen sind. In den Briefen ist denn auch von der geringen Besoldung zu hören, die Lessing erhält, die zum Leben nicht reicht. Neben dem Ordnen und Katalogisieren von Tausenden verstaubter Folianten in der schönen Bibliothek von Wolfenbüttel entsteht ein so umfangreiches eigenes Werk Lessings, das bis heute nicht verstaubt ist und zu dem der Briefwechsel mit Eva König ebenso gehört, wie seine weltbekannten Dramen, seine Fabeln und seine Schriften zur Aufklärung.
Für Eva König und Gotthold Ephraim Lessing werden die Briefe zum Lebenselixier. Lessing schreibt bereits im Juli 1772 an Eva König "Ich will mich wenigstens gegen eine Person in der Welt ganz ausschütten. Und wer könnte diese eine Person anders sein als Sie?" Von diesem beiderseitigen innigen Verhältnis war zu hören, aber auch davon, dass das erwartete Glück nach der Heirat im Jahr 1776 nur reichlich ein Jahr währte; nachdem der Sohn Traugott einen Tag nach seiner Geburt im Dezember 1977 starb, stirbt Eva König im Januar darauf an Kindbettfieber. Lessing überlebt sie beide nur drei Jahre, in denen er "Nathan der Weise" vollendet und dadurch seine Einsamkeit und Enttäuschung erträgt.



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