Von Liebe zu Büchern und Autoren

Martin Schmidt, links, begrüßt Ingrid Sonntag zu ihrem Vortrag beim Kunstverein Zauberstäbe der Verleger stellte Ingrid Sonntag dem Hoyerswerdaer Kunstverein am Donnerstag im Schloss vor. Von Gustav Kiepenheuer und vom Reclam-Verlag war zu hören. In lockerer Runde um den Gast aus Leipzig geschart, zeigte m an sich ein in der DDR erschienenes und sehr gefragtes Exemplar „Deutsche Menschen“ mit Briefen , die Walter Benjamin zusammenstellte, andere erinnerten sich an Reclams-Universal-Bibliothek, deren äußerst preiswerte Ausgaben die meisten Zuhörer durch ihre Schulzeit begleitet hatten und ihnen klassische Literatur, Lesefreuden und manch schwieriges Aufsatzthema leichter oder schwerer machten.
Ingrid Sonntag wählte aus dem Buch „100 Jahre Kiepenheuer-Verlag“, das von ihr und Siegried Lokatis, Professor für Buchwissenschaft der Universität Leipzig, herausgegeben wurde, Beiträge aus, die die bewegte Geschichte dieses Privatverlages in schwierigen diktatorischen Zeiten verdeutlichten. Studenten der Kommunikations- und Medienwissenschaft hatten in Archiven und Sammlungen geforscht, Details der Zusammenarbeit zwischen Verleger und Autoren gefunden, die bisher unbekannt waren. Man spürte ihren Texten an, wie viel Vergnügen ihnen diese Entdeckungen schenkte, das sich den Zuhörern mitteilte.
Von dem wachsenden Selbstbewusstsein mancher Autoren bis hin zu Selbstüberschätzung gegenüber dem Verleger, von freundlichem Spott, geistreichen Scherzen, aber auch von der Vertreibung berühmter Autoren durch die Nationalsozialisten ins Exil war zu hören, und den Versuchen des Verlegers Gustav Kiepenheuer, ihnen im Ausland eine Existenz zu ermöglichen. Da wurde von Georg Kaiser berichtet, dessen erstes Buch Kiepenheuer verlegte und der wenig später zum wichtigsten deutschen Bühnenautor der zwanziger Jahre wurde, von Joseph Roth, dessen Romane vom Niedergang der Habsburger Dynastie - „Kapuzinergruft“, „Radetzkymarsch“ u.a. - heute zur Weltliteratur zählen, zu . Anna Seghers, Bert Brecht nahmen als junge Autoren ihren Anfang bei Kiepenheuer.
Damit schloss sich der Kreis, heute sind es wieder junge Leute einer Generation, die nach 1990 geboren wurde , die diese Dokumente sichtet und erschließt.
Der Hoyerswerdaer Freundeskreskreis begegnete dabei auch langjährigen Gesprächspartnern, wie dem Berliner Schriftsteller Jürgen Israel, der als Lektor seinen Anfang bei jenem Verlag nahm. An andere Partner – Dr. JürgenTeller, Dr. Ralf Schröder, Fritz Mierau, Prof. Hartmuth Zwahr, den Dichter Kito Lorenc – wurde erinnert, die von jenem geistigen Gut, das im Reclam-Verlag - trotz mancher Repression erschien – in unserer Stadt berichteten, dadurch die Literatur- und Geschichtsfreunde Hoyerswerdas an europäischem Wissen teilnehmen ließen, wie jetzt ihre Nachfolger. 
Vom Untergang der Bücher angesichts technischer Neuentwicklungen war nichts zu spüren. Liebhaber finden immer Wege, ihre Leidenschaft am Leben zu erhalten. Das beweist auch die Geschichte der zwei Verlage, die es in irgendeiner Form bereits seit Erfindung der Keilschrift gegeben haben muss, wie hätte sonst manches Wissen in jener Zeit seinen Weg mindestens ums Mittelmeer gefunden?
In dem Sinne endete der Gesprächsabend zuversichtlich, fröhlich und machte neugierig auf weitere Entdeckungen in der Welt der Bücher.

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