Heimat Lausitz

Benedikt Dyrlich mit seiner Frau Monika (Bildmitte), Martin Schmidt (links) und Dieter Tempel (rechts).„Nach Wojerecy-Hoyerswerda zu kommen ist immer ein „Nach-Hause kommen“, erklärte Benedikt Dyrlich nach dem Vorstellen seines neuesten Buches im Hoyerswerdaer Kunstverein. Diese Sammlung „Der Tiger im Pyjama“ enthält Gedichte aus vierDie Großmutter von Benedikt Dyrlch, Agnes Scholze (sitzend), war in den 20-er Jahren Hausmädchen bei Familie Klemperer. Benedikt Dyrlich hat die Erzählungen der Großmutter über das "gebildete" Dresden bis heute nicht vergessen. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1936, hinter Agnes Scholze ihr Mann, an den Seiten das Ehepaar Klemperer.  1945 fand die flüchtige jüdische Familie KLemperer kurzzeitig Asyl bei Agnes Scholze in Piskowitz bei Kamenz. Jahrzehnten in sorbischer und deutscher Sprache, lässt die Schönheit beider Sprachen auskosten. Den Saal füllten zu sorbische und deutsche Landsleuten zu gleichen Teilen. Der Dichter las Texte in beiden Sprachen, in denen er sie auch dichtete. Seine Zuhörer dankten es ihm begeistert, Sprachklang, Rhythmus und Betonung und die Reaktionen verdeutlichten den Zauber der Texte, erhöhten die Freude an ihnen und ließen die Gemeinsamkeit auskosten.
Der Lyriker erwies sich auch als ein begnadeter Erzähler. Er begleitete seine Lesung mit locker eingestreuten, kleinen Geschichten von Entstehung der Gedichte, von seiner Liebe zur Landschaft, die in den Texten nachvollziehbar ist, aber auch ein Charakteristikum sorbischer Dichtkunst sei. Seine besondere Zuneigung zu bildender Kunst – die Blauen Pferde von Franz Marc begleiten ihn seit seiner Seminarzeit – führten ihn und seine Frau zu dem Bild „Im Schlafzimmer“ von Georg Baselitz, das jetzt den Titel des Buches ziert. Der Bruder des weltbekannten Malers, der aus der Lausitz stammt, freute sich an dem zustimmenden Echo. Der Dichter Dyrlich gestaltete das Betrachten des Titelbildes nicht nur zu einer vergnüglichen Geschichte zahlreicher Deutungsmöglichkeiten, las zwei Gedichte, die er zu dem Motiv schuf , sondern ermutigte seine Zuhörer mit eigener Phantasie Bilder und Texten zu genießen. Kunst will entdeckt sein.
Zudem gestand er, dass mit „Der Tiger im Pyjama“ eben nicht jenes ebenso gefährliche wie bewunderte, stolze, wilde Tier, sondern eine verehrende Bezeichnung des sorbischen Dichterfreundes Kito Lorenc für Dyrlichs Frau Monika gemeint sei. Sie bestätigte lächelnd diese Geschichte wie andere ihres Mannes.
Das sorbische Hausmädchen Agnes begleitete Klemperers 1926 nach Heringsdorf.Es war ein vergnügliches Zuhören, das zum Nachdenken anregte, Freude weckte über Nachdichtung und deren Eigenheiten nachzudenken, vor allem auch zu den Büchern zu greifen, die die Smolersche Verlagsbuchhandlung präsentierte. Es zeigte sich, Benedikt Dyrlich ist seit Jahrzehnten ein gern gesehener Gast in Hoyerswerda, nicht nur zu den Festen der sorbischen Poesie, sondern auch mit seinem eigenen Schaffen. Dieses Gespräch am Kamin ließ einmal mehr auskosten, die Lausitz ist landschaftlich schön, hat moderne Dichter beider Sprachen und verlockt immer wieder zum Miteinander. Wir müssen die Gemeinsamkeit leben, wir sind alle hier zu Hause, wie der Dichter im Gästebuch gestand.

Quelle der historischen Fotos: "Victor Klemperer - Ein Leben in Bildern" Aufbau-Verlag 1999

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