Frühlingsbeginn mit Hölderlin


Lars JungMit einer Hölderlin-Matinee „Es lebte nichts, wenn es nicht hoffte“ begann der Hoyerswerdaer Kunstverein am vergangenen Sonntag im Schloss Hoyerswerda den Frühling. Der Dresdener Schauspieler Lars Jung trug aus Gedichten, aus den großen Poemen und aus Briefen des Dichters vor, der neben Goethe und Schiller am stärksten die deutsche Dichtkunst prägte: Friedrich Hölderlin (1770 -1843). Nur in der Hälfte dieser Jahre konnte der Zeitgenosse der Französischen Revolution seine Kunst entfalten, die weiteren 36 Jahre lebte er als pflegebedürftiger Kranker in einem Turm in Tübingen, wo wenige, nur schwer oder kaum verständliche Zeilen entstanden. Ihm war nicht gegönnt, was er nach einer ruhelosen, träumerischen Jugend erhoffte: „Friedlich und heiter ist dann das Alter.“
Lars Jung vermittelte mit seiner Auswahl aus dem Werk Hölderlins einen brillanten Eindruck von diesem Dichter. Trotz Not pries er eine lebensfrohe Haltung. Er besang Liebe und Freiheit, die Meere, Wüsten, Berge, Hindernisse überwindet, um gemeinsam das Leben zu gestalten. Hölderlin, der als Hofmeister kümmerlich sein Leben fristen musste, forderte auf, „alles prüfe der Mensch …und verstehe die Freiheit, aufzubrechen, wohin er will.“ Die Einsamkeit im Leben dieses Menschen teilte sich im Programm mit. Die Suche nach Wärme, nach Zuneigung und Liebe, die ihm, als sie ihm in Susette Gontard begegnete, verwehrt wurde, stieß ihn in Einsamkeit, er wurde unstet. Er bannte seine Sehnsucht in Verse, die den Zuhörern auch heute nah sind und bleiben, ihnen in ihrer Sprachschönheit Trost und Mut schenken.
“Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt/ Der Pflüger, dem Genügsamen raucht der Herd“, sang Hölderlin, obwohl in seinen Briefen an Mutter, Bruder, Schwester, an Louise Nast und Susette Gontard, die er liebte, Einsamkeit, Sehnsucht, Kummer durchklang. Lars Jung begleiteten Cornelia Schumann und Thomas Mahn auf ihren Instrumenten, schenkten den Zuhörern Pausen, um dem Gehörten nachzusinnen, regten an, den Klängen zu lauschen, die auf die Texte wohl abgestimmt und meisterlich dargeboten wurden.


Cornelia Schumann und Thomas MahnEs war ein Frühlingsanfang, wie er nicht einfühlsamer, stimmiger und verzaubernder hätte gestaltet werden können. Die Besucher gingen - jeder auf seine Weise - beschenkt nach Hause, vielleicht auch ein wenig verzaubert, denn “Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt“, hieß es zum Schluss.

 

 

 


 

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