Franz Fühmanns Suche nach der Wahrheit

Jürgen IsraelDer Eindruck, um den Schriftsteller Franz Fühmann (1922-1984) sei es still geworden, erwies sich als falsch, wandelte sich vielmehr beim jüngsten Gespräch am Kamin in die uralte Suche der Menschheit „Was ist Wahrheit“. Dabei schaute der Dichter munter, höchst aufmerksam, streitlustig und auch ein wenig spöttisch von einem Foto auf die Zuhörerschar. 1975 hatte er auf die Weise mit dem Hoyerswerdaer Freundeskreis diskutiert , Gerhard Schlegel fotografierte ihn damals und Christine Neudeck zeigte, dass heute seine Suche nach Wahrheit ebenso aktuell ist wie seinerzeit. Es gelte, „der Wahrheit nachzusinnen – tapfer, zäh und solidarisch“, zitierte Jürgen Israel, Schriftsteller aus Berlin, den Mann, der einst der Resignation widerstand und bis kurz vor seinem Tod für junge, unangepasste, eigenwillige, begabte Dichter eintrat, auch wenn von ihm geschaffene Anthologien mit deren Texten verboten wurden.
Fühmanns Lebensweg bestimmten vielfache Wandlungen: aufgewachsen in streng katholischem Milieu, ließ der Jugendliche sich von der nationalsozialistisch Ideologie verführen, erlebte als Soldat die Verbrechen im 2.Weltkrieg, wandelte sich in sowjetischer Gefangenschaft zum gläubigen Kommunisten, nach dem Enthüllen der Stalinschen Verbrechen wandelte er sich zum Sozialisten, um nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns und angesichts des starren Kurses der SED zum Zweifler zu werden. „Immer auf den Grund gehen, auch wenn es dort dunkel ist“, nannte Fühmann seinen Weg, ohne seinen Eintreten für andere Dichter aufzugeben, ohne die DDR zu verlassen.
Franz Fühmann erzählte für Kinder die griechischen Sagen „König Ödipus“, Homers Poeme „Das hölzerne Pferd“, das „Nibelungenlied“ und „Reineke Fuchs“, suchte das Leben in der Warnowwerft „Kabelkran und Blauer Peter“ literarisch zu erfassen, um später Untertage zu erkennen, das er jene Arbeitswelt nicht ermessen konnte ( „Im Bergwerk“). In „Barlach in Güstrow“ stellte er sich einem Lebensthema Verblendung –Schuld – Sühne, eingedenk der Verführungen des Faschismus. Jürgen Israel interpretierte nicht, sondern las einfühlsam und wohl ausgewählt immer wieder Fühmanns Texte, weckte Neugier und Interesse an dessen Büchern. Da mochte es scheinen, Fühmann folge schmunzelnd vom Bild der anschließenden eingehenden Franz Fühmann am 31.10.1975 in HoyerswerdaDiskussion, im Sinne seines Wunsches, den er 1976 Christa Wolf von der Chance auch an einem anderen Ort, „daß da so eine Art Hoyerswerda werde“.


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