Freude an russischer Literatur


Michael und Antje Leetz stellen Dr. Ralf Schröder beim Kunstverein Hoyerswerda vor, er ist auf dem Bild im Hintergrund zu sehen.„Unaufhörlicher Anfang“ lautete der Titel des jüngsten Literaturabends am Donnerstag im Hoyerswerdaer Kunstverein. Im Mittelpunkt standen Leben und Werk des Slawisten Dr. Ralf Schröder (1927-2001), einem Gesprächspartner dieses Freundeskreises in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Bei diesen Begegnungen wurden von Ralf Schröder stets aktuelle Neuerscheinungen, Manuskripte sowjetischer Autoren v vorgestellt, die dieser bei seinen Freunden Juri Trifonow, Bulat Okudshawa, Wladimir Tendrjakow in Moskau oder Leningrad las und dann zur Publikation in der DDR vorbereitete. Im Vortrag von Ralf Schröder, den sein Fach-Kollege Fritz Mierau den „bekanntesten und beliebtesten Russist der DDR“ nannte, wurde nicht nur der Blick auf jene großes Land im Osten geweitet, sondern Interesse, Liebe und Achtung für dessen Kultur geweckt und gestärkt.
Dieses Anliegen vertraten an diesem Abend im Schloss Hoyerswerda seine Lebenspartnerin Antja Leetz und sein Sohn Michael Leetz, Slawisten und Publizisten in Berlin, in bewundernswerter Weise. Das Buch „Unaufhörlicher Anfang“ stellte Michael Leetz aus Erinnerungen, Texten für „meinen Roman mit der russischen und sowjetischen Literatur“, einem Erinnerungsbuch, das Ralf Schröder nicht mehr vollenden konnte, zusammen. Es vermittelte, wie es in dem Vorwort des Buches heißt: „Der Slawist Ralf Schröder (4.November 1927 -15. April 2001) ist wohl eine besondere Erscheinung in der DDR gewesen und auch nach der Wende geblieben“. Da war von seinen Traumgesprächen mit Maxim Gorki zu hören, in dem ihn die Frage beschäftigte, warum Gorki aus Italien, wohin er nach der Oktoberrevolution gegangen war, in Stalins Rußland zurückkehrte, zu hören, die letztlich darin mündete, warum zwischen 1936-38 die führenden Kommunisten ermordet wurden, die mit Lenin die Revolution durchführten. Diesen Erwägungen in Wachträume schlossen die beiden Vortragenden Schröders Berichte seiner Gespräche zum 50. Geburtstag von Wladimir Tendrjakow, mit Tschingis Aitmatow in Luxemburg, und vor allem mit Juri Trifonow an. Da war dann die Gegenwart präsent. Das anschließende Gespräch mit den Zuhörern zeigte Freude an den Gedichten Schröders, von denen einige vorgestellt wurden. Man bewunderte seinen Humor, den er sich trotz siebenjähriger Haft in Bautzen II bewahrt hatte. Er war nach 1956 vergeblich für die Entstalinisierung der DDR eingetreten. Dies wiederum weckte das Interesse an Lew Trotzki, dem Mitstreiter Lenins, den Stalin verfolge und später ermorden ließ . Man tauschte sich aus über das Betrachten der „Geschichte in der Tiefe“, über Schreiben historischer Romane und über die Liebe zu russischen Literatur und deren Bedeutung für Westeuropa - heute wie damals.
Gestärkt und anregt durch das Nachdenken über Ralf Schröder und beeindruckt vom Schwung und Sachwalter wird der Kunstverein weiterhin in seinem Programm Einblicke in jene Literatur anbieten, die Ralf Schröder „einen Seismograph allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen“  nannte. Die Begegnung im Schloss mit Antje und Michael Leetz brachte die Wahrheit dieser Erkenntnis nah.




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