Ich wandre durch Theresienstadt


Bücher, die Dr. Foelz zu seinem Vortrag vorstellte: von Ulrike Migdal "Wann wohl das Leid ein Ende hat" und "Und die Musik spielt dazu", von Ruth Elias "Die Hoffnung erhielt mich am Leben - Mein Weg von Theresienstadt nach Auschwitz"Den Titel „Wann wohl das Leid ein Ende hat?“ gab die Autorin Ulrike Migdal ihrem Buch über Ilse Weber, mit Briefen und Gedichten aus Theresienstadt.  Und mit dieser Frage konfrontierte Dr. Siegfried Foelz seine Zuhörer an diesem Abend. Sicher nicht ohne Grund hielt er seinen Vortrag in der Nähe des 13. Februars, dem Tag des Gedenkens der Zerstörung Dresdens und damit in einem nahen Zusammenhang mit den Aktivitäten der neuen Nationalsozialisten in unserem Land. Die Frage nach dem Ende des Leids steht also nicht nur in der Vergangenheit sondern sollte auch uns heute brennend interessieren. 
Denn in Auschwitz brannten Dinge, die nicht brennen durften, Menschen, die in den Gaskammern getötet worden waren. Unter ihnen befanden sich im Oktober 1944 Ilse Weber mit ihrem Sohn Tommy sowie Kinder, die sie aus Theresienstadt in die Gaskammern begleitet hatte.
Ilse Herlinger wurde 1903 in Vitkovice bei Ostrava geboren, dem ehemaligen Mährisch-Ostrau. Sie heiratete 1929 Willi Weber, 1931 und 1934 wurden ihre Söhne Hanuš und Tommy geboren. Als jüdische Familie versuchten sie nach der Annektion von Böhmen und Mähren durch das Deutsche Reich in Prag unterzutauchen. Leider erfolglos. 1942 wurde Ilse Weber mit ihrem Mann und dem Sohn Tommy nach Theresienstadt deportiert, im Februar 1942, also unmittelbar nach der „Wannseekonferenz“. Sohn Hanuš hatten sie 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach London zu einer Freundin reisen lassen, „um ihn eines Tages wiederzusehen“. Diese Hoffnung erfüllte sich für Ilse Weber nicht. 
In Theresienstadt betreut sie zwei lange Jahre die Kinderkrankenstation, sie schreibt Gedichte, die sie auch vertont und diese gemeinsam mit den Mitgefangenen singt, sie schreibt sehr eindrucksvolle Briefe, in denen sie nicht nur äußere Ereignisse reflektiert, sondern auch ihre innersten Ängste und Assoziationen.
An ihren Sohn Hanuš versuchte sie in liebevollen und tröstenden Briefen diese Art des Schreibens weiterzugeben, der mit acht Jahren die Trennung von Eltern und Bruder nicht verstehen konnte, der sehr spät erst die menschliche Größe und das Talent seiner Mutter erkannte, später, als er bereits ein erfolgreicher Journalist geworden ist. Doch lieber der Reihe nach. In Theresienstadt, dem Vorzeige-KZ der Nazis wurde kulturelles Leben geduldet, das von den Lagerinsassen selbst initiiert wurde, nachzulesen in dem Buch: „Und die Musik spielt dazu“, ebenfalls von Ulrike Migdal. In diesem Buch Dr. Foelz regt in seinen Vorträgen immer wieder zum Denken an. Er vermittelt Menschlichkeit und Toleranz.erscheint 1986 das berührende Gedicht „Brief an mein Kind“ als Text einer unbekannten Autorin. 1987 meldet sich Hanuš Weber aus Stockholm bei Ulrike Migdal als das Kind, an das dieses Gedicht gerichtet ist. Erst 1999 allerdings wird das vom Vater aus Theresienstadt gerettete und an den Sohn weiter gegebene schriftstellerische Vermächtnis Ilse Webers zur Einsichtnahme Ulrike Migdal anvertraut und in dem Buch „Wann wohl das Leid ein Ende hat“ im Jahr 2008 veröffentlicht. 
Dr. Siegfried Foelz liest die Gedichte und Briefe von Ilse Weber sichtlich ergriffen, denn es ist nur schwer zu ertragen, Ilse Weber auf ihrer Wanderung durch Theresienstadt zu begleiten, mit einem Herzen so schwer wie Blei, mit dem Wunsch weitergehen zu können, nach Haus. „Nach Haus! du wunderbares Wort, du machst das Herz mir schwer, man nahm mir mein Zuhause fort, jetzt hab ich keines mehr…“. 
Die Würde, die Freiheit, die Familie, das Zuhause war den jüdischen Menschen in jeder Hinsicht genommen worden, sie waren die „Prügelknaben für alle“, für Deutsche und Tschechen und für alle anderen auch. Die einzige Freiheit, die Ilse Weber noch für sich in Anspruch nahm, war die, sich für einen Transport nach Auschwitz freiwillig mit ihrem Sohn Tommy zu melden, weil sie erfahren hatte, dass ihr Mann für diesen Transport bestimmt worden war.
Auf dem Weg in die vermeintlichen „Duschräume“ in Auschwitz wird sie von einem Freund der Familie inmitten der vielen Kinder erkannt, er rät ihr, mit den Kindern zu singen, um das Gas schneller einzuatmen... Vermutlich singt sie mit ihnen eines ihrer Wiegenlieder „…Wiegela, wiegela, wille, wie ist die Welt so stille. Es stört kein Laut die süße Ruh, schlaf mein Kindchen, schlaf auch du…“  Willi Weber kann Auschwitz überleben.
Die Frage, wie kann Gott da zusehen, bedrängte auch Ilse Weber immer wieder, doch sie blieb bei ihrem Glauben an einen Gott, der Trost und Hilfe gibt, blieb feinfühlig und menschlich und gab mit ihren Gedichten und Liedern den Mitgefangenen ein wenig Stolz und Lebensmut zurück. Als Fazit verweist Dr. Foelz darauf, dass sie eine jüdische Frau war, die es wert sei durch die katholische Kirche selig gesprochen zu werden, damit ihr Leben und ihr Wirken nicht vergessen wird.

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