Der XXV. Teil der Gesprächsreihe Christentum

fand am 07.12.2004 unter der bewährten Leitung von Helene Schmidt zum Thema „Die Kreuzzüge“ statt.

Friedrich II.

Historiker und Theologen beurteilen die Kreuzzüge heute einheitlich negativ. Das war nicht immer so. Schon deshalb war es eine schwierige Aufgabe für Helene Schmidt, unvoreingenommen geschichtliche Hintergründe aufzuhellen und menschliche Bezüge zu einer Zeit zu finden, die ein Jahrtausend zurückliegt. Fast über zweihundert Jahre - von 1096 bis 1291- waren die Kreuzritter unterwegs zwischen Europa und Vorderasien, unterwegs auf Landwegen und auf Seewegen, angeführt von Kirchenführern, von Kaisern und Königen, ausgezogen in einen „gerechten Krieg“ gegen die Heiden und zur Befreiung des „Heiligen Grabes in Jerusalem“ unter dem Motto „Gott will es“.

Suche nach neuem Land Um die Anfänge der Kreuzzüge zu verstehen, so Helene Schmidt, ist es wichtig, einen Blick hinter die Kulissen des Heiligen Römischen Reiches zu tun. Papst, Kaiser und Fürsten streiten sich um die kleinen und großen Ländereien, Machtkämpfe ohne Ende. Erbberechtigt ist innerhalb der herrschenden Familien immer nur einer , die übrigen sind „arbeitslos und ohne Land“; da kommt so ein Kreuzzug gerade recht, die kirchlichen Losungen sind den meisten mehr oder weniger unwichtig, es winken Länderein im Vorderen Orient und es bringt Abwechslung, fast könnte man an eine Spaßgesellschaft glauben.

Namen wie Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die Staufer Konrad III. und Ludwig VII. Ludwig IX. von Frankreich, Richard Löwenherz von England, Friedrich II. der Enkel Barbarossas und Hermann von Salza sind uns im Zusammenhang mit den Kreuzzügen bekannt. Die meisten von ihnen kehrten nicht zurück, mit ihnen verloren Hunderttausende ihr Leben. Der Traum von einer Vereinigung der Ost- und Westkirche unter der Vorherrschaft Roms wurde nicht wahr, der Traum vom Erwerb großer Ländereien erfüllte sich auf Dauer ebenfalls nicht.

Kaiser Friedrich der II. war von 1227 bis 1229, begleitet von Hermann von Salza, auf Kreuzzügen unterwegs. Er wurde regelrecht zum Kreurzzug gezwungen und fiel als „Drückeberger“ unter den Kirchenbann. Von Arabern viel gelernt Wenn in einem solchen Fiasko, man bedenke immerhin die Zeitspanne von zweihundert Jahren, im Nachhinein wenigstens aus der westlichen Sicht noch etwas Gutes gefunden werden kann, so ist das der Einfluss, den die arabische Kultur und Wissenschaft auf die europäische genommen hat. Das griechisch-orientalische Wissen - Mathematik und Kenntnisse der Natur waren weitaus umfangreicher bekannt als in Europa- wurde mitgebracht und bildete die Grundlage für die Entwicklung des Abendlandes. Bedauerlich, dass das heute besonders in deutschen Landen immer wieder vergessen wird.

Auch die Dichter standen nicht abseits. Wolfram von Eschenbach verwendete den Hintergrund der Kreuzzüge für sein Versepos „Willehalm“ (um 12 17). Man liest dort: „Ist es Sünde, dass die, die niemals die Botschaft der Taufe gehört haben, wie Vieh erschlagen werden? Ich erkläre es für eine große Sünde, denn sie sind alle Gottes Geschöpfe.“ In dieser Zeit wohl mehr als mutig, wenn man bedenkt, dass die offizielle Kirche erst 700 Jahre später Fehler eingeräumt hat.

Pflege wie in Jerusalem Als einen weiteren positiven Aspekt könnte man auch die Entstehung der geistlichen Ritterorden werten. bereits im Jahr 1048 wurde in Jerusalem durch Kaufleute ein Hospital gegründet und von einer Hospitalbruderschaft geleitet, welches jedem Kranken ein eigenes Bett garantierte, saubere Wäsche, Essen und Trinken und ärztliche Betreuung gewährte. Als die Kreuzfahrer nach Jerusalem kamen, konnten sie nur staunen. Nach diesem „heidnischen“ Vorbild entstanden die geistlichen Ritterorden, sie gründeten ähnliche Hospitäler europaweit. Ordensritter übernahmen später auch den Schutz der Kreuzfahrer mit Waffen und versuchten im Mittelmeerraum, besonders auf Malta eigene Ländereien zu erwerben. Im 13. Jahrhundert wurde der Deutsche Orden in Ost- und Mitteleuropa auf Grund seiner harten Missions- und Eroberungspolitik berüchtigt. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte. Heute sind die „Ritter“ der Johanniter und Malteser ausschließlich im Bereich der Unfallhilfe und Krankenpflege tätig.

Lernen, nicht urteilen Das Thema des Abends bot reichlich Stoff für Gespräche. Es wird klar, dass die Verquickung von Glauben und Macht nicht zu den Botschaften des Christentums gehört. Martin Luther verurteilte die Kreuzzüge, weil diese nicht aus der Bibel zu begründen waren. Trotz allem gibt es für uns kein Recht, pauschale Urteile über unsere Altvorderen zu fällen, sehr wohl aber die Pflicht, Fehler unserer Väter nicht zu wiederholen.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.