Gastgeberin Helene Schmidt im Gespräch

Gesprächsreihe Christentum

Wie entstand die Idee einer Gesprächsreihe „Christentum"?

Bei einem Besuch unserer Rotterdamer Freunde des Kunstvereins haben wir uns die Hieronymus-Bosch-Ausstellung angesehen. Da hat mancher von uns gemerkt, dass er mit vielen der in diesen Bildern verarbeiteten Themen der Bibel wenig anfangen konnte- Da hieß es dann ob ich nicht ein paar Geschichten dazu erzählen könnte. Aber ich habe gesagt: „Wenn, dann richtig." Nicht nur „Geschichten erzählen", sondern auch den Hintergrund von Glauben und Geschichte beleuchten. Gemeinsam in der Bibel lesen, diskutieren. So gab es am 12. Februar 2002 das erste dieser Gespräche - zum Alten Testament.

Haben Sie geglaubt, dass die Reihe ein „Dauerbrenner" wird?

Nein. Aber es war viel Wissbegier da - und so haben wir nicht nur „rein" biblische Themen behandelt, sondern auch Leben und Werk mancher Kirchenväter. Vor allem aber auch immer Zeitgeschichte im religiösen Kontext.

Wer beschäftigt sich bei Ihnen mit der Bibel - nur Christen?

Beileibe nicht. Die Reihe ist ja anfangs gezielt für diejenigen gedacht gewesen, die keinen Zugang zur Bibel hatten. Aber, um es ganz klar zu sagen: Bei uns wird nicht „missioniert", sondern diskutiert. Jeder Interessent ist herzlich willkommen. Und da die Abende thematisch in sich geschlossen sind, kann man selbst noch am heutigen 25. Abend in diese Gesprächsreihe einsteigen.

Wie findet man denn als Nicht-Christ Zugang zur Bibel?

Allein ist das schwierig. Vielleicht im Kreise Interessierter. Im Gespräch. Anhand einiger ausgewählter Geschichten. Das sind Bilder, die verständlicher sind als rein akademische Philosophie.

Nun gibt es ja in der Bibel nicht nur „eindeutige" Texte, sondern zum Teil recht differierende.

Das ist doch normal. Jede Geschichte erfährt im Laufe der Zeiten und ihrer Weitergabe Änderungen, Ausschmückungen, Auslassungen, Umdeutungen. Warum sollte das bei einem von so vielen Autoren geschriebenen Buch, wie es die Bibel ist, anders sein?

Darf man als Laie die Bibel auslegen und diskutieren; darf man sie selbst interpretieren?

Je anregender und geistvoller ein Gedanke ist, desto mehr regt er dazu an, interpretiert zu werden - und so erschließt sich der Zugang.

Was ist denn Ihre Lieblingsgeschichte in der Bibel?

Nur eine? Die Verkündigung Maria, Abrahams Berufung, Jesu Bergpredigt, die Ostergeschichte...

Können uns Geschichten auch etwas über Geschichte sagen?

Aber ja! Deutsche Geschichte, auch Weltgeschichte, ist oft Kirchen- und Glaubens-Geschichte. Wer „weltliche Geschichte" besser verstehen möchte, dem hilft es, Kirchengeschichte, also Christentum, wenigstens in groben Zügen zu kennen.

Ist das Christentum auch „gegenwärtige" Lebenshilfe?

Unser Kulturkreis, der zwei Jahrtausende christlich geprägt wurde, zieht grundlegende Werte aus dem Christentum. Vielleicht sollte man bei der Klage über den Verfall der Kultur im weitesten Sinne einmal nachdenken, ob es nicht das Verschüttet-Sein christlicher Werte bei vielen Menschen ist, das zu diesem Verfall mindestens beiträgt.

Frau Schmidt - worum geht es heute um 19 Uhr im Schloss?

Um Kirchenlehrer Thomas v. Aquin (1225 -1274) und die Kreuzzüge.
Mit der Religionspädagogin, studierten Theologin/Germanistin sprach: Uwe Jordan.

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