Rainer Gruß liest Texte von Gottfried Unterdörfer (1921-1992), das Duo Hemenex begleitet musikalisch.

Rainer Gruß

Es ist immer wieder verblüffend, dass ein gut vorgetragener Text bei einer Matinee den Inhalt anders leuchten lässt, als wenn man diesen im Stillen allein liest, es ist ein beglückendes Erlebnis, wenn zwischen diesen Texten Raum gelassen wird für ansprechende Musik zum Nachklingen und es ist besonders erfreulich, wenn es Texte von Gottfried Unterdörfer sind, die an einem herrlichen Frühlingssonntag gelesen werden. Gelesen wurde von Rainer Gruß, Schauspieler am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen. Seine Weise des Vortrages wurde dem Inhalt überaus gerecht, ohne Theatralik und ohne Pathos las er die leisen und innigen Texte wie in freier Natur erlebt, so als ob sie soeben aufgeschrieben würden. Gottfried Unterdörfer schrieb eine Leben lang, Gedichte und kleinere Texte, die die Literaturfreunde schon seit den 50er Jahren erfreuen. 
Geboren in Zschorna bei Kamenz, gelernter Förster, zum Soldat verpflichtet im 2. Weltkrieg, Revierförster in Uhyst an der Spree, war er einem kleinen äußeren Lebenskreis verhaftet, um so größer ist die kleine Welt, die er beschreibt, der Kreislauf des Lebens imDou Hemenex, links Torsten Kohlmann, rechts Konrad Schüttig Großen wie im Kleinen. Sein neuestes Buch, „Als die Sümpfe blühten“, postum herausgegeben vom Lusatia Verlag Bautzen, ordnet die Texte vom Frühling bis zum Winter, immer in wohltuend gleicher Weise: Naturbeobachtungen vor Ort an Mensch, Tier und Pflanze und Reflexion auf Tage von Krieg und Gefangenschaft. Ein unerschöpfliches Refugium sind Teiche, Sümpfe und Wälder der Oberlausitzer Landschaft; der Reiher, der sich zum Sterben anschickt, wird zum Thema über die Ehrfurcht vor dem Tod. Die kleinen Mistkäfer, die zielsicher in der Nacht den nährenden Kuhfladen finden und sich darunter ein neues Heim bauen, geben Anlass für viele Fragen und sind die Stars einer wunderschönen Geschichte. Ebenso kenntnisreich werden Vögel, Frösche und Wasserpflanzen beschrieben, die wir nicht einmal dem Namen nach kennen.
Ehrfurcht vor der Natur und Ehrfurcht vor dem Menschen sind in der Erzählung „Die Torheit des Joseph Maul“ nachzulesen, eine Torheit, die keine war. Der Soldat Joseph Maul marschiert in der Ukraine hinter dem Soldaten Gottfried Unterdörfer. Zum Schutz vor dem „Feind“ marschiert die Kolonne in einem Kornfeld. Joseph Maul, achtet als Bauer das Korn in der Fremde ebenso wie das Korn seiner Heimat. Er bewegt sich deshalb ohne Schutz am Rand des Feldes und wird erschossen.
Das Duo Hemenex: Torsten Kohlmann, Gitarre, und Konrad Schüttig, Klavier, vom Lessing-Gymnasium Hoyerswerda, lieferte mehr als eine musikalische Umrahmung. Die beiden Musiker bereicherten durch ein eindrucksvolles Zusammenspiel und durch eigene Musik im Stil von Pink Floyd, in einer Mischung aus Rock, Jazz und Klassik. Dem Publikum hat es sichtlich gefallen.

 

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