Die Lausitz - ein kleines Land mit großer Geschichte. Alfons Frenzel, stellt sein Buch „Lausitz rundum“ vor.

Alfons Frenzel (links) im Gespräch mit Horst-Dieter Brähmig, ehemaliger Oberbügermeister der Stadt Hoyerswerda

Für die gebürtigen Lausitzer wie auch für die Wahl-Lausitzer war der Abend mit Alfons Frenzel ein unvergessliches Erlebnis, ein fast sinnliches Erleben der Lausitz von gestern und heute. 
Alfons Frenzel studierte Slawistik und Pädagogik, war Lehrer für Englisch und Geschichte und lebt in Rosenthal; heute schreibt er Bücher, die immer irgendwie mit der Lausitz zu tun haben, mit der Lausitz in der Nähe und in der weiten Ferne. Sein Buch „Lausitz rundum“ – zwischen Rand und Mitte, beschreibt die Lausitz, die wir glauben zu kennen, was sich nach dem Vortrag doch als eine sehr mangelhafte Kenntnis erweist.

So ohne weiteres lässt sich Alfons Frenzel nicht in eine literarische Kategorie einordnen, er ist weder Historiker noch Reiseschriftsteller, hat aber von beiden das Beste für sich gewählt, indem er akribisch recherchiert und spannend von seinen gefundenen Schätzen erzählt. Seine Schätze sind poesievolle Miniaturen über die flächenmäßige Größe der beiden Lausitzen, der Ober- und der Niederlausitz, über deren Erdgeschichte und ihre bewegten politischen Zeitläufe innerhalb von tausend Jahren, über steinerne und hölzerne Zeitzeugen aller Architekturepochen, über die Besonderheiten der Verständigung in sorbischer und deutscher Sprache, über Seen und Berge und natürlich auch über das genussvolle Essen. Diese seine ganz persönliche Auswahl präsentiert er in seinem Buch, seinen Vortrag allerdings hat er um ein Beträchtliches durch exzellente Bilder und einen anschaulichen Erzählfluss außergewöhnlich vervollkommnet.
Wer wusste schon, dass der nördlichste Ort Tschechiens Severní heißt, auf der gleichen geographischen Breite wie Dresden liegt und die Verwerfungen der europäischen Geschichte über Jahrhunderte hinweg erzählen kann. Severní, wörtlich das nördliche Dorf, hieß ursprünglich Hilgersdorf und liegt geographisch in der Lausitz, unmittelbar neben Steinigtwolmsdorf, gehörte bis 1918 zur k.u.k. Monarchie, danach zur Tschechoslowakischen Republik, ab 1938 zum deutschen Reichsgau Sudetenland, nach 1945 zur Tschechoslowakischen Republik und heute zu Tschechien. Im Zuge der Grenzbereinigungen in den 60er Jahren wurde der größte Teil des Ortes abgerissen, heute gibt es hier noch 24 Häuser. Alfons Frenzel erzählt solche und ähnliche Begebenheiten voll innerer Anteilnahme, ohne zu richten und zu verurteilen, er macht einfach nur neugierig.  
Neugierig machen ihn selbst auch Ursprünge von Ortsnamen, so ist zu hören, dass der Ort Koblenz am Rhein lateinischen Ursprungs ist und von Zusammenfluss, Confluentes, herkommt, der Name von Koblenz am Knappensee aber vom sorbischen Wort für Stute - kobla, also etwas mit Pferden zu tun hat, wie auch die Ortsnamen Göbeln, Köbeln und Köblitz. Viele weitere interessante Details sind in dem Buch zu finden, so der Salzgurkenmeridian, die Geschichte des Tafelbergs, des höchsten Berges der Lausitz, der heute Smrk heißt und am geographischen Dreiländereck zwischen Schlesien, Böhmen und der Oberlausitz liegt. Alfons Frenzel erforscht Friedhöfe und Grenzsteine aller Art, berichtet von den Plinsdörfern in der Calauer Schweiz, wo Plinsen aus Buchweizenmehl in Weißag, Gosda und Zwietow auf der Speisekarte stehen, und vieles, vieles mehr. Es ist zu wünschen, dass er weiterhin so unruhevoll seinen Ruhestand nutzt und neue Ausblicke und Einblicke zwischen Rand und Mitte der Lausitz zur Freude der Leser gewährt.

Das Buch „Lausitz rundum“ von Alfons Frenzel ist im Domowina-Verlag erschienen und kostet 19,90 €.

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