Eine vergnügliche Reise nach Ägypten. Es lesen Volkmar Herold und Christian Friedrich.

Am Donnerstag begeisterten die Historiker der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloß Branitz, Volkmar Herold und Christian Friedrich mit einem Vortrag „Fürst Pückler in Ägypten“ einen großen Kreis ihrer Zuhörer im Hoyerswerdaer Kunstverein. Hermann Fürst Pückler reiste von 1838-40 durch Ägypten. Dafür hatte er sich sehr gründlich anhand der damals vorliegenden, bereits umfangreichen Literatur vorbereitet. Die beiden Hüter seines geistigen Erbes folgten ihm darin. Aus den mehr als 1000 Seiten der dreibändigen Reisebeschreibung des reisefreudigen Fürsten und aus seinen persönlichen Briefen an seine Frau Lucie in Branitz schufen sie eine CollageHermann Fürst Pückler und Frau Lucie bewegender Erlebnisse, machten neugierig auf jenes Jahrtausende alte Kulturland am Nil, seine auf Leistungen in Kunst und Technik. Die Vortragenden nahmen ihre gespannt lauschenden Zuhörer mit in jene Zeit vor 160 Jahren, die der unseren fern, in manchem sehr nah scheint. Der Fürst war den aktiv handelnden Personen im Vorderen Orient jener Jahre begegnet. Sie wurden nicht nur erwähnt, sondern waren in Porträts zu sehen,von Pückler beschrieben: der Vizekönig Ägyptens Mehemed Ali, seine nach ihm regierenden Söhne, die Botschafter verschiedener Länder, die in jenem Land am Nil arbeitenden Altertums-Wissenschaftler mehrerer Nationen, aber auch der spätere Erbauer des Suez-Kanals F.M. Vicomte de Lesseps. Pückler hatte sich gut auf den Gedankenaustausch mit ihnen vorbereitet. Seinen Berichten verleiht dies bis heute den Reiz unmittelbarer Der Originalschreibtisch von Lucie, an dem sie die Briefe von Fürst Pückler las und beantwortete, ist im Schloss Branitz zu sehen.Erkenntnis. Darin wurden auch die bewundernswert exakte Beobachtungsgabe und die literarische Stilsicherheit des Fürsten bei deren Wiedergabe deutlich. Von Mehemed Ali, der sich mit „wohlwollender Gutmütigkeit“ schmückte, beobachtete Pückler aber auch „mißtrauische Blicke“, wenn jener sich unbeobachtete fühlte. Zu dieser Stärke der Texte kommt ihre Ausgewogenheit, ihre Klarheit, die auf Lebenserfahrung beruht. Fürst Pückler urteilt nicht voreilig, er beschreibt und genießt. Davon leben seine Personenbeschreibungen, bezaubernd einfühlsam und achtungsvoll der abessinischen Prinzessin Machbuba, die der Reisende auf einem Sklavenmarkt kaufte. Er lässt aber auch seine Abscheu gegen die dort herrschende Menschenverachtung spüren. Die Nil-Landschaft schildert er fasziniert, Zuhörer wie Leser meinen könnte, er sähe sie selbst. Die Meisterwerke uralter Baukunst fesseln ihn, und dennoch verunziert er einige mit seinem Namen. Angesichts der Bewunderung für die Tempel von Abu Simbel, die heute nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort zu sehen sind, wußten Hoyerswerdaer Zuhörer, dass Friedrich Hinkel, der diese Götterstatuen am Assuan Stausee umsetzte, als Jungingenieur einst die ersten Häuser der Neustadt mit errichtete, ehe er im Auftrag der Akademie der Wissenschaft der DDR nach Ägypten ging, um Weltkulturerbe zu retten.

Siegfried Richter (Dritter von rechts) 2009 in der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte

Sein Mitarbeiter Siegfried Richter berichtet kürzlich bei einem Besuch der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte von dieser gemeinsamen Zeit. Da schließt sich ein zweiter Bogen aus der Lausitz. „An Geschmack und Schönheit seien die griechischen Tempel, an Majestät jedoch die ägyptischen unübertrefflich“, urteilte Fürst Pückler. Die Zuhörer bewunderten das Gesehene und Gehörte, das mit ebenso viel Wissen wie Charme und Freude wissenschaftlich exakt und doch höchst vergnüglich vorgetragen wurde.

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