Róža Domašcyna (geb. 1951) stellt in ihrem neuen Buch Gedichte & Miniaturen vor.

Róža Domašcyna (links) beim Signieren ihres Buches

Wenn ein Dichter ein neues Buch vorstellt, bedeutet das für ihn immer die Offenlegung des Ureigensten, das ihm innewohnt; einerseits ein Öffnen vor der Welt, andererseits eine homogene Verbindung zur Welt, der Welt von gestern und heute.

Beim Kunstverein Hoyerswerda war die Buchpremiere mit Róža Domašcyna ein solches Wagnis für die Autorin. Erstaunlich, wie viel Geschichte und wie viele Geschichten sich in ganz wenigen Worten unterbringen lassen, unter anderem im „Konzessivsatz“ einer Dichterin. Die Geschichte einer Frau, die beim Erinnern an ein altes Haus, an Gerüche und Klavierspiel, an Federbett und Porzellan ein Blickfeld entstehen lässt, das vor vielen Generationen beginnt und sich fortschreibt, sich mit Worten eingräbt in das Hier und Heute. Nicht wehmütig und traurig, sondern froh darüber, dass es dieses Erinnern gibt, mit all den kleinen unscheinbaren Dingen und Begegnungen. Es ist unwichtig, wann und wo dieses Erinnern statt findet, es ist nur wichtig, dass es sich fortschreibt und forterzählt wird, von der Urgroßmutter, der prawowka über die Großmutter, die wowka bis zur Enkeltochter, der wnutschka. Denn Róža Domašcyna schreibt nicht nur deutsch, sie schreibt auch sorbisch, „was ja eigentlich wendisch ist“. Und so ist allein ihr Vorname Róža ein Anlass zum Nachdenken darüber, wer diesen Namen wie variiert und verkleinert von Rosl über Rosi und Rosa bis hin zur Ruscha mit gutturalem r, was ja „eigentlich eine ganz einfache Sache ist“.  
Anstöße zum Nachdenken und Reflektieren findet Róža in allen Lebenslagen, Schicht für Schicht entsteht ein „Weltbild aus Strophen, die aus gestaffelten Versen auf einer Staffelei abgebildet werden, aus Farbtönen der Seele“, ein Weltbild, in dem Wind und Wasser, Jahreskreislauf, Erdgeschichte und Menschheitsgeschichte mit einem sehenden Auge betrachtet werden. Mit einem Blick hinter Bild und Farben beschreibt sie Werke von befreundeten Künstlern so, dass man diese nicht unbedingt gesehen haben muss, um zu sehen und verstehen. Neben dem Sehen sind Brot und Wein wichtige Rituale für gelebtes Dasein; das Backen des Brotes und das Reifen des Weins im Weinberg bedeuten Erdung für das Dasein, dem die Sprache als Vollendung dient, wo ein Gedicht der Ort ist, an dem das Leben seine Erdung findet.

Die Besucher dankten Róža Domašcyna mit herzlichem Applaus und wahrer Neugier auf weitere Gedichte und Miniaturen aus ihrem Buch. Der Dank erging auch an Manfred Jendryschik und Reinhardt Hahn, die die Lesung begleiteten und weitere interessante Bücher aus ihrem Verlag, dem Projekte-Verlag Cornelius GmbH Halle vorstellten. Das Buch "ort der erdung“ von Róža Domašcyna ist über diesen Verlag und im Buchhandel zu beziehen, es kostet 12,50 €.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.