Eine Sonntagsmatinee zum dem Thema „Brot des Friedens“ in Erinnerung an Albrecht Goes (1908-2000), mit Jost Hasselhorn (Idee und Sprecher) und Kira Potowski (Querflöte).

Jost Hasselhorn

Die Werke eines Dichters, wie Albrecht Goes sollte man in Zeitlupe lesen, das heißt in einem gemächlichen Tempo die Worte weit auseinander ziehen, wie unter einer Lupe der Zeit. Dann erst hört man, wie Inhalt und musikalische Sprache eine Einheit bilden und sich gegenseitig vervollkommnen. Seine Sprache ist sanft und behutsam, aber nicht duldsam, sondern klar und deutlich in Bezug auf Gewalt und Kriegsgeschrei, in Bezug auf Gier und Hass, vor allem Hass gegen anders Denkende und Andersgläubige. Zu spüren, wie „die Welt sich verändern kann im Wiederholen der Dichterworte“, so bezeichnet Goes sein Schreiben. Seine Worte waren hörbar in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als die Dichter fast verstummt waren. 1950 erscheint die Erzählung „Die unruhige Nacht“, in der ein Militärseelsorger einen deutschen Soldaten in der letzten Nacht vor seiner Hinrichtung begleitet, behutsame Worte findet für den Soldaten, der in der Ukraine zu den Partisanen übertreten wollte. Er ist ein Seelsorger, der zu verstehen sucht, warum die Henker zu Henkern wurden und der fragt, ob er in seiner Tätigkeit beim Militär nicht auch ein Regime von Hass und Gewalt unterstützt. Tiefgründig und menschlich schreibt Albrecht Goes aus der Sicht eines evangelischen Pfarrers, der er neben der schriftstellerischen Tätigkeit zeitlebens war. Die Worte fielen ihm leicht, gleichzeitig wusste er aber um die Schwere der Verantwortung, die Dichterworte haben können, er wollte sich lieber einmal mehr „enttäuschen lassen, als mit Worten eine TürKira Potowski zuzuschlagen, die Christus nicht zugeschlagen hat“.
Jost Hasselhorn hatte neben den „Autobiographischen Selbstaussagen“ des Dichters Prosawerke und Essays ausgewählt,die die große Bandbreite zwischen Dichtung und Musik, zwischen Politik und Theologie erahnen lassen, die Goes gestaltete, der Goethe und Mozart, Hölderlin und Mörike, Hofmannsthal, Thomas Mann und Hermann Hesse, Albert Camus und Martin Buber als Geschenk betrachtete und für den die Bibel zum Christentum und zum Judentum gehörte. Seinen Geist und seine Kraft wollte er in „Sieben Leben“ einbringen, für Wort und Geist, für Meer und Wälder, für Spiel, Musik und Herzeleid, und hatte doch nur eins; aber was für eins, war man sich nach dieser Matinee einig.
Es waren nicht nur die gut ausgewählten Texte, es waren maßgeblich auch die von Kira Potowski ausgesuchten und auf der Querflöte vorgetragenen Musikstücke von Stamitz, Vivaldi, Pergolesi, Senaje und Dwischeniem, die der Matinee den Charakter eines Oratoriums gaben, in vollendeter Harmonie von Sprache und Musik.
Albrecht Goes wird 1908 in Langenbeutingen in Württemberg geboren, wächst in Berlin auf, studiert Germanistik, Geschichte und Theologie. war Militärpfarrer in Russland, Polen, Ungarn Österreich, später freier Schriftsteller mit Predigtauftrag. 1950 „Die unruhige Nacht“, 1954 „Das Brandopfer“, Gedichte und Essays, unzählige Predigten und Reden. Am 28. Februar 2000 wird er in Stuttgart bestattet.
Jost Hasselhorn ist Mitarbeiter im Pfarrbüro an der Frauenkirche Dresden.
Kira Potowski ist Studentin für Kultur-Management und Ehrenmitglied im Kunstverein Hoyerswerda.

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