Ein Vortrag von Pfarrer Erich Busse, Dresden zum Thema:„Kreuze groß und klein aus Holz und Stein“

Erich Busse bei seinem Vortrag in Hoyerswerda

Sühnekreuze am Wegesrand, offen und versteckt, Kreuze an Betsäulen und Martersteinen, Kreuze an und in Kirchen, auf Marktplätzen und Friedhöfen, in der Zeit vor und nach der Reformation, waren das Thema von Erich Busse an diesem Abend. Er erachtet aber nur solche Kreuze als würdig für seine Sammlung, die eine Geschichte zu erzählen haben, die er manchmal mühsam erforscht, die manchmal aber auch ihre Geheimnisse seinem geübten Auge preisgeben.
Eindeutig und vehement wendet er sich gegen den Missbrauch des Kreuzes, das einer Gotteslästerung gleich kommt, zur Darstellung von Macht und Herrlichkeit bei Königen und anderen Würdenträgern. Als Beispiel war die Krone August des Starken zu sehen, das Eiserne Kreuz für gewonnene Schlachten, das Kreuz der Kreuzritter für einen Krieg im Namen Gottes, das Kreuz an Kampfflugzeugen heute.
Doch zurück zur Bedeutung der Kreuze als Sühnezeichen. Im Verständnis unserer Vorfahren wurde ein Mord durch Blutrache gesühnt, was wiederum einen Mord bedeutete und so eine Rache ohne Ende nach sich zog.
Im Verständnis des christlichen Glaubens gehören Sühne und Vergebung zu den Fundamenten des Zusammenlebens. Papst Leo III. verfügte deshalb während seiner Amtszeit von 795-816, dass die Blutrache abzuschaffen sei, dafür durch den Mörder ein Sühnekreuz oder auch Seelenkreuz genannt, an der Stelle des Mordes zu errichten ist. Ein solches war so teuer, dass das oft einer lebenslangen Sühne gleichkam. Wurde der Mörder nicht gestellt, musste die Gemeinde, in deren Territorium der Mord geschah, dafür aufkommen, womit der Zwang gegeben war, den Mörder tatsächlich auch zu finden.Das Wittichkreuz in der Nähe von Glashütte, hier wurde um 1430 der Raubritter Wittich von einem Weichold von Bernstein erschossen.
Für den Getöteten bedeutete das Sühnekreuz nachträglich ein Synonym für Beichte und letzte Ölung und gab ihm damit das Recht, auf einem Friedhof bestattet zu werden. Jeder, der an einem Sühnekreuz vorbei ging, war angehalten, für das Seelenheil des Toten beten.
Unter Kaiser Karl V., etwa ab der Reformationszeit, wurden Sühnekreuze nicht mehr als Strafe für Mörder verhängt, da wurde Mord zum Offizialdelikt erklärt, das heißt, der Staat hatte die Pflicht, einen Mord zu ahnden.
Unter diesem Gesichtspunkt und mit dem Wissen um die vielen Verbrechen, die Erich Busse erzählte, war es ein lehrreicher und spannender Streifzug durch die Geschichte in Deutschland und Europa, vor allem aber die der Lausitz, da sich hier vielerorts diese steinernen Zeugen befinden. Später kamen zu den Sühnekreuzen auch Pranger und Betsäulen dazu und bis weit in das 19.Jahrhundert hinein immer wieder auch Kreuzsteine zum Gedächtnis an verübte Verbrechen. Eindrucksvoll der Kreuzstein der Rosine Herschel aus dem Jahr 1750 in Babisnau bei Kreischa, der an der Stelle ihrer Enthauptung errichtet wurde, zu der sie wegen Kindestötung verurteilt worden war.
Vielfältige Kreuzsteine gibt es auch zum Erinnern an Orte des Verbrechens, an denen Menschen für ihre Überzeugungen hingerichtet wurden. Man wird in Zukunft also viel intensiver als bisher die Zeichen am Weg beachten, solche aus grauer Vorzeit und solche von heute, denn ähnliche Kreuze stehen heute am Straßenrand zum Gedenken an die Toten im Straßenverkehr, die wie Kreuzsteine eine tragische Geschichte erzählen und zum Innehalten ermahnen.

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