Konzertabend zum Volkstrauertag in der Johanneskirche Hoyerswerda

In der Johanneskirche Hoyerswerda

Zu Gehör kommen:Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Kantate 26: Ach wie flüchtig, ach wie nichtig und Luigi Cherubibi(1760-1842) - Requiem c-moll.
Der Volkstrauertag wird in Deutschland bereits seit 1919 begangen, ursprünglich in Erinnerung an die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Seitdem sind Millionen von weiteren Opfern hinzugekommen. Ein Grund mehr, sich dieser Kriegsopfer zu erinnern. In diesem Jahr galt das Gedenken in ganz besonderem Maß den Opfern der Euthanasie während der Zeit des Nationalsozialismus: „Geistig und körperlich unheilbar Kranke, die der Menschheit nichts nützen… nehmen den gesunden Menschen die Nahrung weg. Vor diesen Menschen müssen die übrigen Menschen geschützt werden.“ (Rede Victor Brack 1940.) Dies geschah durch Vergasung, durch tödliche Medikamente und durch Mangelernährung. Die Zahl der Opfer liegt bei 260 000 bis 300 000 Menschen, es betrifft Männer und Frauen und vor allem Kinder.
Das Konzert wurde zu einem besonders einprägsamen Gedenken durch die Auswahl der Musik von Johann Sebastian Bach und Luigi Cherubini.

In der Kantate von Johann Sebastian Bach „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Leben! “ erscheinen Text und Musik wie aus einem Guss geformt. Schmerzlich spürbar werden Trauer um den eigenen Tod und Verzweiflung über falsche Götter, denen wir frönen, über Verführungen der Welt, denen wir unterliegen. Die musikalische Umsetzung kommt dem Gedenken an die Euthanasieopfer sehr nahe, voller Emotionen durch Chor und Orchester und mahnend vor dem Abgrund mit den Solostimmen.

Im zweiten Teil des Konzerts erklang eine Totenmesse, das Requiem c-Moll von Luigi Cherubini aus dem Jahr 1817. Eine majestätische Musik, die den Hörer gefangen nimmt, erhebt Klage über den Tod, aber nicht nur über den Tod an sich, sondern erhebt auch Anklage gegen das Töten, denn die Messe wurde ursprünglich als Erinnerungsfeier für Ludwig XVI. und Marie Antoinette geschrieben, die 1793 unter der Guillotine getötet wurden. Sie steht so sinngemäß gegen Mord und gegen Beihilfe zum Mord auch an den vielen Euthanasieopfern.
Im Wechsel von sehr dramatischen Passagen und vor allem von differenzierter Begleitung durch das Orchester wird Rechenschaft gefordert von jedem und wird um Nachsicht gefleht für die Schuld aus Erdentagen. Ein musikalisches Meisterwerk, wie von allen großen Musikern zu hören ist, die nach Cherubini kamen. Meisterhaft auch interpretiert von den Chören und von der Lausitzer Philharmonie, denn Cherubini verzichtete in seinem Requiem ganz bewusst auf Solostimmen, was die allgemeingültige Anklage von Schuld musikalisch verstärkte und von den Sängern Höchstleistungen abverlangte.
Ein langes, stilles Gedenken am Schluss des Konzerts zeugte von der erschütternden Wirkung und von der brillanten Leistung der Laienchöre und der Musiker, deren Übungsstunden im Vorfeld oft nicht zu zählen sind, besonders hervor zu heben ist hierbei das Engagement der Kantoren Christian Kühne aus Löbau und Johannes Leue aus Hoyerswerda.
Ausführende:
Christiane Gebhardt - Sopran
Kerstin Domrös - Alt
Peter Ewald - Tenor
Johannes Leue - Bass
Kantorei Löbau
Oratorienchor Hoyerswerda
Neue Lausitzer Philharmonie
Leitung: Kantor Christian Kühne, Löbau

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