Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit und Exkursion nach Bautzen.

 Gabriele Press und Dr. Andreas W. Vetter

Die Festveranstaltung zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit gestaltete Hoyerswerdas Oberbürgermeister Stefan Skora zu einem Höhepunkt im kulturellen Leben der Stadt:  
Gemeinsam mit dem Hoyerswerdaer Kunstverein eröffnete er nach seiner Festansprache im Stadtmuseum eine Ausstellung des - weit über die Grenzen Europas hinaus - bekannten Bildhauers Friedrich Press (1904 – 1990), dessen Schwiegertochter Gabriele Preß, die Leihgeber Rudolf Renner, Senftenberg, und Angelika Busse, Leiterin Kunstdienst der ev.-luth. Kirche Sachsen, anwesend waren.
In seiner Festansprache berichtete Oberbürgermeister Stefan Skora sehr persönlich von seinen Begegnungen und Gesprächen mit Friedrich Press in dessen Dresdener Atelier. “Mit seiner künstlerischen Arbeit hatte der Künstler die innerdeutsche Grenze schon längst überwunden, nun (1989) sah er die Mauer tatsächlich fallen. In seinem letzten Werk, einer Skulptur mit dem Titel „Das Jahr 1990“, verarbeitete Friedrich Press seine Eindrücke von diesem geschichtlichen Ereignis und seine Hoffnungen, die er daran knüpfte.“
Die Ausstellung präsentiert Kohle-Handzeichnungen, Skulpturen des Bildhauers und Fotografien von Klemens Renner der von Fr. Press gestalteten Katholischen Kirche St. Josef Dresden Pieschen. Ein 12seitiges Faltblatt ist Leben und Werk des Künstlers gewidmet.
Skulptur von Friedrich Press

Professor Detlef Kaiser, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, einst Schüler der Hoyerswerdaer Musikschule, interpretierte zur Eröffnung am Flügel Kompositionen an Sergej Rachmaninow. Dr. Hans-Ulrich Lehmann, Dresden, bewunderte in seiner Laudatio, dass die Hoyerswerdaer Ausstellung mehr Handzeichnungen des Künstlers zeigt als das Kupferstichkabinett Dresden bewahrt. Die Ausstellung ist bis zum 17.11. 2010 geöffnet. Der Kunstverein gestaltet in der Ausstellung am 9.11., 19 Uhr ein Kunstgespräch mit Rudolf Renner und am 17.10., von 11,30 Uhr bis 19 Uhr eine Exkursion zu Werken des Bildhauers in Schmochtitz, Bautzen und Göda.
Exkurion:
Angeregt durch die Ausstellung „Hand-Kohlezeichnungen und Skulpturen“ des Bildhauers Friedrich Press (1904 -1990) nutzten Mitglieder und Freunde des Hoyerswerdaer Kunstvereins das strahlende Sonnenwetter des vergangenen Sonntagnachmittags zu einer Tour durch den Kreis Bautzen, um Kunstwerken und Raumgestaltungen des Künstlers vor Ort zu begegnen.
Der Ertrag dieses Ausflugs erwies sich reicher als geahnt. In Schmochtitz gestaltete Friedrich Press seit 1972 eine neugotische katholische Kirche in einen modernen Andachtsraum um. Rektor Dr. Peter-Paul Straube und Pfarrer Dr. Michael Ulrich, vom Bischof Benno Haus, berichteten über diese Arbeiten, stellten ein Buch vor, das Pfarrer Dr. Siegfried Foelz diesem Thema widmete und das zu Weihnachten erscheinen wird. Auch darin werden die Arbeiten nicht erklärt, sondern – wie in den Gesprächen dieses Tages – Gedanken, Sichtweisen, mögliche Deutungen oder Entdeckungen der Betrachter ausgetauscht. Die Autoren sind mit Friedrich Press einig, jeder Betrachter könne seine eigene Deutung eines Kunstwerkes finden und sei daher nicht zu belehren: “Erwarten sie nicht plastische Illustrationen zur Bibel. Ich erwarte nicht, dass sie begeistert ja dazu sagen.“ Diese Worte des Künstlers führten die Hoyerswerdaer zu lebhaftem Gedankenaustausch.
Skultur von Friedrich Press

Dieser hielt an vor den Grabmalen der katholischen Bischöfe des Bistums Meißen-Dresden auf dem Bautzener Nikolaifriedhof. Dr. Peter-Paul Straube ließ die Ereignisse vor 1970 lebendig werden, in denen diese Menschen gefordert waren, Kirche und Gemeinde zu stärken und zu vertreten, während die politische Leitung des Landes Glauben und christliches Bekenntnis aus der Öffentlichkeit zu verdrängen suchten. Die hohe eiserne Platte über dem Grab von Bischof Otto Spülbeck (1904 -1970) spaltet ein Kreuz, auf dessen Grund ein Dornenkranz liegt. Diese Gestaltung weckte mehr Nachdenken als wortreiche Erklärungen es vermöchten.
Friedrich Press schafft Kunstwerke für die jeweilige Gegenwart der Betrachter. Dies zeigte sich beeindruckend in Göda, der dritten Station der Reise. In der im Jahrzehnt von 1972 -1982 umgestalteten ev.-luth. Kirche St. Peter und Paul fanden sich die Reisenden im Chorraum zwischen fast lebensgroßen Holzskulpturen der zwölf Apostel. In Gruppen von zwei oder drei Figuren, die sparsam farbig gestaltet sind und in ihrer Geschlossenheit der Formen nur Augen, Hände, Mund oder Nasen zeigen, laden sie zum Gespräch mit den Betrachtern ein. Sie sind Teil der Gemeinde, die sich in dem Raum trifft, um sich von den Klängen der Orgel, deren Form an ausgebreitete Flügel erinnert, entführen zu lassen. Die frühchristlichen Missionare Paulus und Silas, die über dem Orgeltisch, klein mit offenen Mündern und Augen – quasi singend stehen, strahlen fröhlichen Bekennermut, Heiterkeit aus, wie sie nur Musik wecken kann. Sie nahm wohl jeder der Wanderer mit nach Hause, nach Hoyerswerda. Das Betrachten der Kunst und die Gespräche schufen Gemeinschaft, die alle einschloss. Die Lausitz ist reich an Kunstwerken, die Freude vermitteln können. Dieser Sonntag wurde seinem Namen gerecht.

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