Jurij Koch ist ein sorbischer Schriftsteller, geboren 1936 in Horka bei Kamenz.

Jurij Koch (vorn)

Jurij Koch liest aus seinem Roman, diese Aussage ist eigentlich nicht ganz zutreffend. Es müsste eher heißen, Jurij Koch und der Ich – Erzähler George Rietscher verschmelzen zu einer Person und erzählen ihr Leben. Denn der Zuhörer hört nicht mehr die Stimme des Vortragenden, leise und eindringlich, sondern hört und sieht und riecht und fühlt einen 19Jährigen, der an seinem letzten Tag auf dem Weg zum Schafott unterwegs ist, George Rietscher, der Jurij Rycer gerufen wird. 
Sein kurzes Leben begann in einem kleinen sorbischen Dorf in der Lausitz in mehr als armen Verhältnissen. Die Kinder spielen Hochzeit und Kirmes, Feste, an denen gegessen wird, Kuchen aus Lehm und Sand und Brennnesseln. Schule bleibt für George Rietscher ein Traum, er hütet Kühe, erst bei dem einen, später bei einem anderen Bauern. Hose und Schuhe sind weder heil, noch können sie wärmen. Kartoffeln isst George nur einmal in seinem Leben, aus dem Schweinetrog.
Für die Tochter des ersten Bauern, Adele, ist er zu arm, für den Sohn Kasper des zweiten Hofes ist er der Rivale.

 Matthias Kiesling und Jurij Koch v.l.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf, Adele nimmt den Kasper und George wird zum Brandstifter, der nun gefesselt auf seinem Leiterwagen von Bautzen nach Zescha gefahren wird, auf dem Wagen mit ihm der Henker und hinter ihm der Stuhl des Henkers. Alle Einwohner der umliegenden Dörfer sind zur Hinrichtung eingeladen. Wenn doch der Knecht Jakub kommen würde und die Mutter nicht, denn Mütter können nicht sehen, wie ihrem Sohn der Kopf abgeschlagen wird, „am Ende des Tages“.
Das Faszinierende an der Erzählweise Jurij Kochs ist die Stimmung zwischen einer tiefen Melancholie so kurz vor dem Tod und der innigen Freude der Erinnerung an die guten Tage eines jungen Lebens. Es knistert förmlich, wenn George und Adele sich auf der Kuhweide treffen und ihre Liebe in ganz wenigen Worten beschrieben wird, wenn der Pfarrer Zysch das Geld aus dem Opferstock stiehlt und dem George zusteckt, für eine neue Hose. Es knistert, wie später der Zunderschwamm, wenn George sich durch Niederbrennen an seinen Mitmenschen rächt. 
Eine Lesung, die betroffen machte, betroffen auch über den eigenen Wohlstand. Wunderbar musikalisch begleitet wurde der Abend durch Matthias Kießling, mit Gesang, Gitarre und Ziehharmonika, mit Liedern der Bänkelsänger und Liedern der Gegenwart.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Hoyerswerdaer Kunstvereins mit dem Beirat für sorbische Angelegenheiten und dem EKuB Hoyerswerda.

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