Ein Vortrag von Dr. Siegfried Foelz, Schmochtitz, über Gabriel Marcel (1889-1973) und Emmanuel Lévinas (1905-1995)

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Die Gottesfrage wird seit Jahrhunderten von den Philosophen und Theologen immer wieder gestellt. Die Philosophen können diese Frage viel weiter fassen als die Theologen, da sich Theologen innerhalb der Grenzen einer jeweiligen Religion bewegen, Philosophen dagegen können alle Religionen einbeziehen und gleichzeitig atheistische Geistesströmungen beleuchten. Dr. Foelz, von Haus aus katholischer Priester, ist eine Verehrer aller Philosophen, denn bei allen findet er ernsthaftes Denken, verbunden mit einer tiefen Zuwendung zum Menschen und dessen Fragen nach dem Sein.

Diese Mal stellte er Gabriel Marcel und Emmanuel Lévinas und deren Gottesbegriffe in den Mittelpunkt seines Vortrages. Dr. Foelz ist Gabriel Marcel persönlich begegnet und er hat die Veröffentlichung seiner Werke maßgeblich beeinflusst. Marcel ist Franzose, geboren in einem jüdischen, ab nicht streng gläubigen Elternhaus. Er konvertiert später zum Katholizismus. Für ihn ist das Leben des „modernen“ Menschen zu gegenständlich geworden, das Haben wichtiger als das Sein. Die Glaubenssehnsucht wurde zu einem Objekt, zu einem Ding gemacht, aber wir können die geheimnisvolle Seins-Wirklichkeit nicht rational erkennen, wir können sie nur anerkennen und an dem Geheimnis des Lebens teilhaben. Das Geheimnis offenbart sich im Dialog mit dem Gegenüber, in dem „Du“. Gott wird für ihn zu absoluten „Du“ und somit lebensnotwendig. Das „Ich“ tritt in den Hintergrund.
Emmanuel Lévinas, ebenfalls Franzose, allerdings aus Litauen stammend, bleibt ein Leben lang in der jüdischen Tradition, vermittelt aber eine Philosophie, die die Menschen verschiedener Glaubensrichtungen stark inspiriert hat. Für ihn ist die Philosophie nicht nur die Liebe zur Weisheit, sondern die Weisheit der Liebe an sich. Nach den Erfahrungen von Auschwitz, fast seine ganze Familie war vernichtet worden, fragt er nach dem „warum“ des Zerfalls des abendländischen Humanismus. Stellt Auschwitz jeden Glauben in Frage? Die Überbetonung des „Ich“ in der abendländischen Philosophie ist gescheitert. Lévinas sucht nach Gott im Antlitz des anderen, nach der Verantwortung für den anderen. Ich habe nicht nur Verantwortung, ich bin Verantwortung. Gott ist nicht im direkten „Du“, sondern nur in der Nähe des anderen erfahren, denn dieser andere ist Gott näher als ich.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Hoyerswerdaer Kunstvereins und dem EKuB Hoyerswerda.

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