Diplomaten und Europa-Politiker zu Gast im Schloss


Der kleine Festsaal im Schloss Hoyerswerda schien am Freitag vergangener Woche wieder einmal mehr der Ort für besondere Anlässe zu sein. Im Kamingespräch des Hoyerswerdaer Kunstvereins gemeinsam mit dem Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen stellten sich die Generalkonsule Polens, Jan Granat, und der Tschechischen Republik, Dr. Milan Dufek, mit Jürgen Schröder, Mitglied des Europäischen Parlaments, den Fragen Hoyerswerdaer Bürger zum Thema „Quo vadis, Europa?“.

Unter dem strahlenden Kronleuchter gestand Jürgen Schröder: „Dies ist das schönste Ambiente, das ich bisher erlebt habe.“ Das bedeutet viel bei einem Mann, der in Dresden, Brüssel und Straßburg zu Hause ist, alle europäischen Hauptstädte kennt und mindestens acht Sprachen beherrscht. Die Diplomaten der Königs- und Kaiserstädte Warschau und Prag stimmten diesem Lob zu. Die Brücke zwischen Europa und Hoyerswerda war geschlagen, so dass die Frage „Wohin gehst Du, Europa?“ gemeinsam beantwortet werden konnte.

Den Einstieg gab Jürgen Schröder (MdEP) mit einem kurzen Abriss zur Geschichte der Europäischen Union, die von anfänglich sechs Partnern auf demnächst 25 Mitglieder wachsen wird. Damit sei es notwendig, die Organisationsformen, die politischen Zielsetzungen, die Zuständigkeiten und das Zusammenwirken neu zu regeln. Dies beträfe beispielsweise die Außen- und Verteidigungspolitik, den Umweltschutz, den Binnenmarkt und die Währung. Aber auch die Bedeutung der Kommunen sei neu zu betrachten. Die in Deutschland im Grundgesetz geregelte Selbstverwaltung ist in anderen Ländern unbekannt. Wichtig sei, inwieweit Kommunen in die europäische Gesetzgebung einbezogen werden oder ob ihnen die Regelungen aus Brüssel nur vorgegeben werden, die sie zu vollziehen haben, was einer Bevormundung der Bürger gleichkäme.

„Es ist alles in Bewegung, wir leben in einer Zeit mit neuen Erkenntnissen“, sagte Generalkonsul Dr. Dufek mit Blick auf den Irakkrieg. „Wir müssen die Rolle Europas im transatlantischen Bündnis neu formulieren und lernen, mit verschiedenen Meinungen umzugehen, ohne die Gemeinschaft anzuzweifeln.“ Die Diskussion wanderte von Fragen, ob ein Bundesstaat besser sei als die verwirklichte Union, wie die Souveränität - in Kultur, Wirtschaft, Innenpolitik usw.- bewahrt werden könnte bis hin zu Städtepartnerschaften. Auch Vorurteile seien abzubauen, sind doch heute schon 60 000 Ehen zwischen deutschen und polnischen Partnern geschlossen, arbeiten in Tschechien mehr deutsche Firmen als tschechische in Deutschland. Entscheidend sei, dass die Vielfalt der Kulturen in Europa erhalten bleibt, denn darin läge eine Stärke des geeinten Kontinents, erklärte Jürgen Schröder. Das Eigene in die Gesamtheit einbringen, ohne es aufzugeben, sei Herausforderung für nächste Generationen, könnte das Fazit dieses Dialogs lauten, zu dem eine Besucherin sagte, nicht nur das Ambiente des Saales sei bewundernswert, sondern auch die Gesprächsatmosphäre, die Bereitschaft zum Zuhören und die Freude am Erzählen von Geschichten, Anekdoten und Fabeln. Die Antwort auf die Titelfrage des Abends müsste daher lauten: „Europa, gehe den Weg des Dialogs!“

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