Lesung von und mit Inés Burdow (Jahrgang 1973), Berlin, Schriftstellerin, Schauspielerin, Stücke-Schreiberin zu ihrem neuen Buch.

Inés Burdow

Das mystische Land Shangri-La ist ein Land von unglaublicher Schönheit, das in den verborgenen Bergen Tibets liegen soll, nach dem sich alle in Sehnsucht verzehren. Doch nur wenige schaffen es, dorthin zu gelangen. Dies ist das einheitliche Thema von erstaunlichen Geschichten, die Inés Burdow an diesem Abend vorstellt. Sie beschreibt auf den ersten Blick unscheinbare menschliche Schicksale mit Anteilnahme und Wärme, so genau und körperlich, dass es dem Zuhörer unter die Haut geht, vorgetragen in so charmanter heiterer Weise, wie es selten bei einem Schriftsteller zu finden ist. 
Die meisten Protagonisten ihrer Geschichten leben in der Zeit des Mauerfalls um 1989 in der DDR. Sie leben nicht nur so dahin, die sind getrieben von der Hoffnung auf das Land ihrer Sehnsucht. Einige scheitern, einige vergessen diese Sehnsucht und nur wenige kommen dahin; und zwar in dem Moment, als sie feststellen, dass dieses Sehnsuchtsland immer da ist, wo sie auch sind, dass das Leben ein unglaubliches Geschenk ist und nur von kurzer Dauer und deshalb zu schätzen ist wie ein Kleinod.
Dies erfährt Thomas Kleist in der Titel- Erzählung „Shangri- La“. Thomas Kleist und Klaus Michalski hatten in Halle studiert, der eine Theologie, der andere Kunst. Beide, wegen unsozialistischer Umtriebe exmatrikuliert, hatten ihre Träume von dem Land ihrer Sehnsucht nicht aufgegeben, freiwillig wollten sie die DDR nicht verlassen. Und so landet der Künstler in Thüringen, der verhinderte Theologie in Brandenburg, wo er eine Kneipe mit dem verheißenden Namen Shangri-La gründet. Als ihm die Frau an Krebs stirbt, werden Alkohol und Zigaretten seine Nahrung bis eines Tages eine kleine Eintagsfliege mit überirdischer Kraft dem Tod aus seiner Kornflasche zu entkommen sucht, da erinnert er sich an Jugendtraum und Lebensbejahung und bricht auf in das Land seiner Sehnsucht, das er jetzt in sich trägt.
Weitere Umbrüche des Landes Deutschland finden sich in neueren Geschichten von Inés Burdow als „Kulinarische Geheimnisse“ wieder. So auch die Erzählung „Sophie“. Bertram, der Enkelsohn von Großmutter Sophie erfährt lange nach ihrem Tod, dass er einen polnisch- russischen Großvater hatte, den die Großmutter einstmals sehr liebte, und, dass seine Mutter als Bastard von seinem vermeintlichen Großvater aufgezogen wurde. Er erfährt es auf mysteriöse Weise aus dem Kochbuch der Großmutter, das ihm als angehenden Sternekoch mit vielen schlesischen Rezepten von Nutzen sein wird, und er erfährt, dass sein Name Bertram glänzender Raben bedeutet, benannt nach seinem polnisch- russischen Großvater, der Woron, der Rabe hieß.
Ein gelungener Abend mit Ines Burdow, die in Hoyerswerda 2008 ihr Stück „Die Unvollendete“ über Brigitte Reimann aufführte und 2009 zur Uraufführung Oper „Linkerhand“ von Moritz Eggert eine der Titelpartien spielte.

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