Vortrag von Katharina Elle, Master of Arts für Sprach- und Kulturwissenschaften,freie Journalistin.

Katharina Elle

Wenn einer glaubt, er habe keine Vorurteile, dann ist dies auch schon eines, denn Vorurteile sind so alt wie die Menschheit selbst. Diese Erkenntnis veranlasste Katharina Elle, in ihrer Abschlussarbeit zum Master of Arts ganz persönliche Aussagen zu Vorurteilen und Stereotypen im zweisprachigen Raum der Lausitz näher zu erforschen. Stereotyp ist ein Sammelbegriff für etwas scheinbar unumstößlich Feststehendes oder für ein gleichbleibendes klischeehaftes Muster, wozu auch in verstärkter Form die Vorurteile gehören, die sich einer Aussage von Albert Einstein zufolge, schwerer zertrümmern lassen als ein Atom.

Katharina Elle hinterfragt, mit dem Hintergrundwissen um die mehr als 1000-jährige leidvolle Geschichte der Sorben in unserer Region, die alltäglichen Wahrnehmungen der Sorben und Deutschen voneinander. Ähnlich einer banalen Aussage, dass jeder sofort weiß, was ein Bayer oder ein Schotte oder ein Schwabe ist, weiß man hierzulande, „wie die Sorben und wie die Deutschen ticken“ . Die Antworten, die Katharina Elle gezielt abfragt, sind von beiden Seiten erstaunlich stereotyp, seit langem schon von Generation zu Generation nachgeplappert.
Katharina Elle im Gespräch

Die Deutschen sagen von den Sorben, sie seien geizig und hinterhältig, falsch und scheinheilig, auf der anderen Seite aber gläubig, traditionsbewusst und gastfreundlich und weniger anfällig gegen gängige Ideologien. Die Sorben wiederum behaupten von den Deutschen, dass sie das Sorbische bewusst für ihre eigenen Zwecke nutzen, im eigenen Leben aber die Sorben ausgrenzen, als positiv sehen sie eine weniger konservative Haltung bei Mann und Frau.
Katharina Elle erläutert dieses Prinzip der nur oberflächlichen Wahrnehmung des Anderen am Gruppenverhalten des Menschen: Gruppen orientieren sich in der Welt, indem sie andere abwerten, um sich selbst dadurch zu erhöhen. Das kommt nun allen wieder schmerzhaft bekannt vor.
In der anschließenden Diskussion wurden sehr viele persönliche Beispiele eines harmonischen Zusammenlebens zwischen Sorben und Deutschen genannt, wurde einhellig die Weiterführung einer solchen wissenschaftlichen Arbeit als wichtig erachtet, mit dem ganz praktischen Ziel der Sensibilisierung auf beiden Seiten. Ein Abend, der nachdenklich machte und zum Mittun auf den verschiedensten Ebenen animierte.

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