Eine Exkursion des Hoyerswerdaer Kunstvereins in das Elbe- Weser- Dreieck

Auswandererhaus Cuxhaven

Seit Jahrhunderten gehen die Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen auf Reisen. „Das Beste aber, dem du begegnen wirst, werden die Menschen sein…“ lesen wir bei einem, der das Reisen zu Passion machte, bei Theodor Fontane. Unter diesem Aspekt lassen sich die Eindrücke einer Reise des Kunstvereins mit den holländischen Freunden in das Gebiet zwischen Elbe und Weser ganz aktuell beschreiben, werden die gemeinsamen Gespräche und Erlebnisse uns prägen.
Diese Region -Land Wursten, Hadeln und Stade - ist seit Jahren von den gleichen Schwierigkeiten wie unsere Heimat geprägt. Die Bevölkerung nimmt ab, Werften und Reedereien der großen Hafenstädte fallen der Globalisierung zum Opfer, die Einnahmen, die aus dem Jahrhunderte währenden Torfverkauf kamen, sind perdu, ebenso wie die einträglichen Handelswege zu Wasser.
Die Menschen aber suchen neue Herausforderungen und neue Lebensgrundlagen. Das zeigte sich beeindruckend an einer Vielzahl von Orten, die wir besuchten. Im Ahlenmoor sind engagierte Naturschützer am Werk, die das tierische und pflanzliche Leben im Hochmoor hegen und pflegen und allen Besuchern interessant vermitteln, ebenso den Torfabbau gestern und heute.

In einer Apfelplantage im „ Alten Land“ erzählt ein Pomologe von der Bewahrung alter Apfelsorten, die er, obwohl von Haus aus Historiker, erforscht, vermehrt und in vielen Büchern publiziert, „reich werden kann man davon nicht, aber das Leben ist ein erfülltes“.

Worpswede

Zu unser aller Verwunderung treffen wir in Cuxhaven auf ein Ringelnatz- Museum, wo doch Joachim Ringelnatz aus Sachsen kommt, genauer gesagt, aus Wurzen. Cuxhaven hat er in seinem Leben nur tangiert und doch hat man sich diesen Umstand touristisch zu Nutze gemacht, ein tolles Museum eingerichtet, eine Stiftung und einen Verein geründet, der weit über das übliche Maß eines Vereins tätig ist und Hunderte von Besuchern jährlich anlockt. Da können wir Sachsen nur staunen und mit Augen und Ohren erleben, wie die verzweifelte Narretei des umtriebig Reisenden Joachim Ringelnatz zur tiefgründigen Philosophie wird.

Eine ähnliche Überraschung erwartete uns in den Bauerndomen, die äußerlich als schlichte, vom Wetter geprüfte Kirchen in vielen kleineren und größeren Orten zu finden sind, im Inneren aber von dem ungeheuren Besitz der Altvorderen künden und von ihrer Freude, diesen Reichtum der Allgemeinheit zu stiften.

Bremerhaven wiederum zeigt sich den Besuchern nicht mehr nur als Hafenstadt, denn auch hier galt es, die traditionellen Einnahmequellen aus Schifffahrt und Handel zu ersetzen. So kann man von Bremerhaven aus eine Reise zum Nordpol und Südpol zu Fuß unternehmen, weil einer die kühne Idee hatte, dass es sicher spannend wäre, dem 8.34. Längengrad, auf dem Bremerhaven liegt, zu folgen in fremde Länder und fremde Sitten einzutauchen, und so eine Reise um die Erde zu Land und zu Wasser zu erleben.

Otterndorf

Zum anderen konnten wir das Reisen auf besondere Art sogar doppelt erfahren, nämlich in den Auswanderermuseen von Cuxhaven und Bremerhaven, auf den Spuren derer, die in der „Neuen Welt“ auf ihr Glück hofften und mit denen, die aus Deutschland emigrieren mussten, die noblen Räume für die Reisenden erster Klasse, die Qualen der Reisenden im Zwischendeck und die Sorge der Emigranten, ein Schiff noch rechtzeitig zu erreichen.

Den heitersten und sinnlichsten Eindruck allerdings hinterließ das Engagement der Vertreterin des ehrenamtlichen Bürgermeisters von Otterndorf (stellvertretende Bürgermeisterin: Vera Dieckmann), die uns im wahrsten Sinne des Wortes durch „ ihre Stadt“ führte, die Alles und Jeden kannte, für die ihre Stadt der Nabel der Welt ist, in der vor hundert Jahren ein reger Handel und Wandel herrschte, in der Heinrich Voss nur drei Jahre gelebt hat, hier die Odyssee von Homer aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzte, wobei er immerzu in Sorge lebte, dass der krumme Kirchturm, „das alte Übel , auf seinen Giebel“ eines Tages fallen könnte.


Stade

Der Ort beherbergt eine Vielzahl von gepflegten Sehenswürdigkeiten, von der Kirche bis zum Rathaus, „ihr Rathaus“ natürlich, mit einem Ratssaal den die Wappen aller Bürgermeister seit 1682 schmücken, die Bürgermeister aus der Zeit des Nationalsozialismus hat man ausgelöscht, das zeugt von der Freiheit des Denkens in diesem Landstrich. Da es Umsiedler Ostpreußen waren, die hier nach 1945 eine neue Heimat fanden, gibt es auch eine kleine, aber feine Sammlung, die diese Zeit dokumentiert.

Für uns war diese Reise eine einprägsame Schule, wie sich Menschen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kreativ und erfolgreich eine neue Zukunft erschließen, übrigens ganz hervorragend organisiert und ausgewählt von dem Freundeskreis aus Holland, besonders von Meike und Harald Schmeling, deren Wurzeln in diesem Landstrich liegen.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.