Das Schloss Hoyerswerda erlebte am Montag einen der seltenen Abende, die völlig zu Recht mancher der zahlreichen Besucher als Sternstunde der Begegnung mit Kunst in existentieller Form empfand.

Zum einen gestalteten Freya Klier und Stephan Krawczyk, die vor zwanzig Jahren als Familie aus der DDR vertrieben wurden, dann jeder eigenen Wegen folgte, nun an diesem Abend zum ersten Mal wieder das gemeinsames Programm „Kamen wir ans andere Ufer“. Zum anderen erinnerten sie mit sehr persönlich gefärbten Texten und Liedern nicht nur an jene Zeit vor zwanzig Jahren, sondern schenkten vielmehr Freude an gemeinsamem Nachdenken über unser Heute und Morgen, an Kindern und Freunden, sie schenkten Wärme und Selbsterkenntnis ohne Belehrung. 
Sie begannen mit Liedern und Texten, die vor mehr als zwanzig Jahren entstanden und die jene Jahre mit ihrer geistigen Enge, mit der Verfolgung eigenständig denkender Menschen, mit Freundesverrat und mit Angst festhielten. Jener Situation stellten sie die Sehnsucht nach Gedankenaustausch, nach Gespräch und Freundschaft gegenüber. Freya Klier teilte aus ihren Tagebüchern Erlebnisse mit, die die Verlassenheit und die ständig geschürte Ängste bis hin zur Verhaftung nachvollziehen ließen. Als sie nur noch in Kirchen auftreten durften, sandte der Staat Vertreter der Kirchenleitung, um ihnen beiden scheinheilig einen Studienaufenthalt in der Bundesrepublik anzubieten, um sie zum Schweigen zu bewegen.
Für Freya Klier galt: „Hier waren wir zu Hause, wir wollten unseren Boden nicht verlieren, wir blieben“, und Stephan Krawczyk ergänzte: „Ich wollte kein Dissident werden, wir waren Künstler in der DDR. Was sollten wir als Ostkünstler im Westen, etwa ‚DDR-Künstler’ in fremdem Land?“
Dies war auch der Ton seiner Lieder, die heute noch zu Herzen gehen und heute Unverständnis wecken, weshalb die Künstler damit Ärger einst hervorriefen. Selbst ein von ihm vertonter Text von Bert Brecht „Das Lied vom Speichellecker“, erhielt von der STASI das Urteil:“ Herr Krawczyk, aus ihrem Mund klingt selbst ein Gedicht von Bert Brecht wie der von einem Staatsfeind.“ Natürlich ging es um „die Freiheit, die immer die Freiheit der Andersdenkenden“ ist, wie es Rosa Luxemburg erkannt hatte. Dafür wurden sie im Januar 1989 bei der Demonstration zu Ehren dieser Frau verhaftet und in der Folge ausgewiesen.
Es war wohltuend das die Künstler Texte wie Lieder ruhig, ohne Hass, mit Trauer und heitere Gelassenheit, da jenes alles hinter ihnen lag und sie nun frei waren, neue Aufgaben zu lösen. Stephan Krawczyk begleitete sich und Freya Klier sehr einfühlsam, mit neuen empfindsamen Melodien auf der Gitarre, bald sangen sie einzeln und hörten sich aufmerksam zu, bald nahmen sie ihre Zuhörer gemeinsam gefangen, so dass ihre innere Bewegung sich auch den Partnern im Parkett mitteilte. Die Künstler dialogisierten gleichsam mit ihrem Publikum.
Dadurch wurde der Abend weder nostalgisch, noch sentimental, sondern nahm Jung und Alt gefangen. Es war und ist unsere Zeit, die zu Gehör kam, denn auch jetzt gilt es, für den Nächsten da zu sein, zu Mahnen, wo es nut tut, dem Suchenden die Hand zu reichen, mit den Fröhlichen zu lachen und die Traurigen zu trösten, vor allem aber die Jungen, die Ideen verwirklichen, ihr Leben mit anderen anders gestalten wollen, zu ermutigen.
Mit dem Lied „Unser Sohn hat ein schönes Lachen, erfrischend wir ein Quell“, entließen die Künstler ihr Publikum, nachdenklich und fröhlich aus dieser Begegnung, von der die Zuhörer hoffen, dass noch viele folgen mögen.
(Lausitzer Rundschau)

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