Kunstwissenschaftlerin Rose Marie Radeke, Berlin, unternimmt einen Streifzug durch vier Jahrhunderte jüdischer Kunst.

Wenn nun einer fragt, ob jüdische Kunst eine Stilrichtung oder eine Stilepoche beschreibt, so lautet die Antwort: nein. Aber doch haben alle jüdischen Künstler eines gemeinsame, eine sehr eindrucksvolle Formensprache. Rose-Marie Radeke stellt dies an Hand von Kunstwerken aus vier Jahrhunderten vor, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. 
Wunderschön gestaltete Handschriftenmalereien aus dem 14. Jahrhundert sind vorrangig in der Haggada, den Erzählungen zum Auszug des Volkes Israel aus Ägypten zu finden. Zu sehen sind einzeln und in Gruppen lesende Männer und Frauen, denen die Schrift und deren Auslegung Lebensinhalt und Beglückung bedeutet, alles sehr farbig und fröhlich. Und immer wieder gemalt, Männer, die die Thorarollen tragen und lesen. Auf vielen Bildern ist Moses mit den Gesetzestafeln der Mittelpunkt, sind die Propheten dargestellt und Szenen aus der Geschichte des Volkes Israel, meist umgeben von den Symbolen der jüdischen Glaubenswelt.

Rose Marie Radeke  Handschriftenmalerei zur Haggada     Marc Chagall

Frau Radeke stellt in ihrer sachkundigen Art die seelenvollen Bilder von Amedeo Modigliani, die farbigen und tief gläubigen eines Marc Chagall und die anklagenden von Felix Nussbaum vor, allesamt jüdische Künstler. Und obwohl sie verschiedenen Epochen angehören, wählen sie als Hauptmotiv immer wieder den Menschen, den Menschen mit seiner Freude am geschrieben Wort, den jüdischen Menschen in der Familie und in der Synagoge und die Freude am Leben. Über die Jahrhunderte hinweg werden aber auch Verfolgung und Vernichtung dargestellt, aber immer mit der Gewissheit, dass man den Körper töten kann, nicht aber das Wort und den Geist.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass junge jüdische Künstler diese Tradition wieder aufgreifen und diese einmalige Kultur in einer neuen und gleichzeitig alten Formensprache der Nachwelt weiterhin übermitteln.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.