Dr. Wolfgang Wessig, Görlitz, stellt „Belsazars Feste. Aus dem Leben des Sandro von Tschegem.“ von Fasil Iskander vor.

 

Dr. Wessig„Wo sonst in Deutschland wird in diesem Monat an den 80. Geburtstag des abchasischen Dichters Fasil Iskander erinnert. Danke Hoywoy.“ So lautet die Eintragung im Gästebuch des Hoyerswerdaer Kunstvereins von Dr. Wolfgang Wessig zu dem Abend mit dem abchasischen Dichter Fasil Iskander aus Georgien. 
Georgien, das wissen wir noch, war einst eine Sowjetrepublik und Abchasien wiederum eine autonome Republik in Georgien. Heute ist Abchasien nach einer langen Reihe von blutigen Kämpfen selbständig. In diesem Land, genauer gesagt, in Suchumi am Schwarzen Meer, wurde Iskander 1929 geboren. Seine Erzählungen zu „Sandro aus Tschegem“ spiegeln die Geschichte dieser Region in den abenteuerlichen Begebenheiten des listigen und gewitzten Schelmes Sandro wider. Die Zuhörer erleben Dr. Wessig als exzellenten Vorleser und werden hineingenommen in die fast versunkene abchasische Kultur, erleben Sandro unschuldig im Gefängnis, was recht unterhaltsam sein kann, indem es Gespräche mit den Verwandten durch die Schießscharten ermöglicht und den Empfang von Lebensmitteln, solange die Aufseher auch ihren Anteil erhalten. Onkel Sandro aber kann, obwohl seine Unschuld bewiesen wird, nicht aus dem Gefängnis entlassen werden, da der Direktor sich sonst blamieren würde, denn die Zeitung hat bereits über Sandro als Mörder berichtet, so bleibt er eben noch ein Weilchen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Verabschiedet wird er vom Direktor mit den Worten: „Entschuldige, ich war immer gegen diese Verhaftung.“ „Ich auch“, lautet Sandros Antwort.
Bucheinband

Onkel Sandro erzählt die unglaublichsten Abenteuer stolz und listig zugleich. So entdeckt man eines Tages Sandros Fähigkeit zum Tanzen und er landet im „Kollektiv“ des Volkskunstensembles und mit diesem an der Tafel Stalins. Dort ist von dem viel gepriesenen kollektiven Miteinander wenig zu spüren, denn Stalin beherrscht das Gespräch und jedes Wort bekommt für die meisten in seiner Nähe eine tödliche Bedeutung. Diese Szenen an Stalins Tafel sind Literatur in höchster Vollendung und lassen das Ende wie an „Belsazars Fest“, ahnen, ohne dass es ausgesprochen wird. Fasil Iskanders benutzt das Wort, um zwischen den Worten das Ungesagte mit Witz und Schurkerei zu verstecken. Und so wurde zu Recht ein großer Erzähler vorgestellt, der heute in Moskau lebt und am 6. März 80 Jahre alt wurde.                                             Bücher von Fasil Iskander: Onkel Sandro aus Tschegem, Belsazars Feste. Aus dem Leben des Sandro von Tschegem, Der Hüter der Berge oder Das Volk kennt seine Helden, Tschick. Geschichten aus dem Kaukasus.


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