Eine außergewöhnliche Matinee im Schloss Hoyerswerda zu zu Hermann Hesse (1877-1962), mit dem Schauspieler Lars Jung vom Staatsschauspiel Dresden und den Musikern: Cornelia Schumann, Viola, freischaffende Künstlerin, Thomas Mahn, Piano und Synthesizer, Pianist und Komponist am Staatsschauspiel Dresden.

Lars Jung

Im Programmheft zu dieser Matinee finden wir Worte von André Gide: Er, Hermann Hesse, bringt es fertig, über sich zu lächeln, ohne Zynismus und Bitterkeit, sondern mit heiterer Würde und echter Selbstironie. Und es wird noch vermerkt, dass diese Tugend bei deutschen Schriftstellern sehr selten ist. In diesem Sinn waren Texte und Musik für dieses Programm hervorragend ausgewählt und noch besser vorgetragen.

Und es entstand ein Bild von Hermann Hesse, das die meisten Zuhörer so heiter nicht kannten. In der Person von Lars Jung erlebt man Hermann Hesse an einem Autorenabend, an dem die Zuhörer nach und nach weggehen, wo vom Parterre Biermusik seine Lesung begleitet und als Rezension der Papagei der Wirtsleute nächtens nur „Oh Gott, oh Gott“ krächzen kann. Die musikalische Begleitung des Textes durch Cornelia Schumann und Thomas Mahn allerdings war durchaus passend in Harmonie und Disharmonie gewählt. Ein schauspielerisches Sahnehäubchen bot Lars Jung auch mit der Rolle des Schriftstellers, der seine jugendlichen Ideale verloren hat und zum Schreiben des Weines bedarf und der Welt verkündet: „Andere Dichter trinken auch, aber sie schreiben nüchtern, ich mache es umgekehrt.“ Auf der Suche nach den Grundstrukturen und Urgründen dieser Welt räsoniert Hermann Hesse über die trostlose Lage des Menschen in der Tierwelt; das Schwein ist um das Glück zu beneiden, dass es ganz und gar Schwein sein kann, der Mensch aber ist nur ein armer halber Affe. Die Musiker lassen sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen, mit ihren Instrumenten das Gesagte durch wohliges Schweinegrunzen zu untermalen.

Thomas Mahn, Cornelia Schumann und Lars Jung

Ähnlich reizvoll ergänzen Cornelia Schumann und Thomas Mahn auch die Texte zu Mozarts Zauberflöte und Gedanken zur Musik und zu den Musikinstrumenten an sich. Thomas Mahn entlockt seinem Synthesizer dabei gleich mehrere Schlagzeuge auf einmal. Den Höhepunkt der Sinnsuche nach dem menschlichen Dasein allerdings erfahren wir in der Beschreibung der Arche Noah während der großen Flut. Neben allen Tieren sind auch alle Menschenrassen, wie Hindus, Malaien, Neger, Chinesen, Eskimos und Weiße vertreten. Ein jeder stellt sich den anderen durch seine besonderen Gaben in Form von Gesang, Tanz und Geschicklichkeit vor. Der Europäer nur kann nichts bieten, aber immerhin inventarisiert er erst einmal alle Lebewesen der Arche. Als seine Fähigkeiten nun weiter hinterfragt werden, beruft er sich auf seinen einmaligen Intellekt. Nur damit weiß keiner etwas anzufangen. Die bei Gott vorgebrachte Beschwerde wird von diesem so beantwortet: Wie ich sehe, habt ihr alle eure Weiber mitgebracht, nur der Europäer ist als Mann allein erschienen, somit ist an eine Fortpflanzung zum Glück nicht zu denken, es sei denn, er vermischt sich mit den anderen.
Hermann Hesse:
Geb.: 2.Juli 1877 in Calw/ Württemberg
Gest.: 9. August 1962 Montagnola/Schweiz
Werke: Peter Camenzind- Unterm Rad- Das Glasperlenspiel- Der Steppenwolf- Gedichte und Erzählungen.

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