Saskia Walker, Berlin, stellt ihren Dokumentarfilm „Uwe Johnson sieht fern“ vor.

Saskia Walker

Saskia Walker zeigt in ihrem Film „Uwe Johnson sieht fern“ gleich drei Perspektiven zu ein und denselben kleinen Ausschnitten aus dem Fernsehen der DDR. Insgesamt schrieb Uwe Johnson 99 Rezensionen zu Beiträgen des DFF, dem „fünften Kanal“ aus westdeutscher Sicht, im Jahr 1964. 
Uwe Johnson (1934-1984), aufgewachsen in Mecklenburg, hatte aus Protest die DDR im Jahr 1959 verlassen und in der Bundesrepublik als Schriftsteller langsam Fuß gefasst. Im Auftrag des „Tagespiegel“ entstanden diese Rezensionen.
Elf davon wählte Saskia Walker aus und zeigte diese jeweils zuerst im Original, dann mit den Texten von Uwe Johnson, beides aus dem Jahr 1964 und als Drittes eine Kritik aus heutiger Sicht durch Germanisten, Freunde und Redakteure. Und so erscheinen die Clips jeweils unter einem anderen Gesichtswinkel, als Spiegelbild des Lebens in der DDR, als Instrument der Ideologie, als persönliche, meist sehr bissige und witzige Kritik von Uwe Johnson und als Betrachtung von heute. Die Inhalte reichen von einer „Talkshow zum Erntewetter“ über den Schwarzen Kanal und den Auschwitz-Prozess in Frankfurt/Main bis hin zum Sandmännchen.
Wenn man den Film gesehen hat, kommt man zur Einschätzung, dass eigentlich die vierte Perspektive, nämlich die von Saskia Walker die interessanteste ist, weil sie wohltuend die beschriebenen drei Perspektiven scheinbar kommentarlos nebeneinander stellt und so ihre Sicht der Dinge, „die du vorher nicht gesehen hast“, sichtbar macht. Alle haben irgendwie recht und doch auch wieder nicht, das Leben ist im Fluss oder wie die uralte philosophische Sicht behauptet, panta rhei, alles fließt, alles bewegt sich fort und so fließen die verschiedenen Denkweisen zusammen, schließt sich ein Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Saskia Walker lädt ein zum Nach- und Weiterdenken, was am Schluss des Films bei den Zuhörern förmlich knisternd zu spüren war.

Weitere Werke von Uwe Johnson:
Mutmaßungen über Jakob
Ingrid Babendererde – Reifeprüfung 1953
Jahrestage – aus dem Leben von Gesine Cresspahl
Briefwechsel mit Hannah Ahrendt, Walter Kempowski u.a.

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