Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung und der Kunstverein Hoyerswerda hatten eingeladen zum Film „Mehr Licht“ von Roman Grafe und zu einem Gespräch mit dem Autor und Regisseur.

Roman Grafe

Eine Biographie als Spiegel des Jahrhunderts  
„Mehr Licht“, der Film von Roman Grafe beschreibt dokumentarisch und poetisch zugleich das Leben des Franz Itting (1876-1967) aus Thüringen. Der Titel bezieht sich im Wesentlichen auf die Tätigkeit des Franz Itting, der moderne Elektrizitätswerke baute und erstmals elektrisches Licht in und um Probstzella leuchten ließ. Am Ende aber hätte man diesem visionären und zugleich bodenständigen Mann mehr Licht auch in seinem Leben gewünscht.
Wir verfolgen sein Leben vom Heimatort Saalfeld über seine Lehre als Maschinenbauer, sein Studium der Elektrotechnik bis zur Gründung eines Ingenieurbüros in Probstzella. Ab 1909 betreibt er hier ein eigenes Elektrizitätswerk für etwa 100 Gemeinden in der Umgebung. Es folgt erste Weltkrieg mit all seinen Nachwirkungen. Danach wird Franz Itting Mitglied der SPD und führt als Unternehmer eine rege Gewerkschaftsarbeit in seinem Betrieb ein. Denn seine Arbeiter sollen nicht nur fachlich, sondern auch politisch denken und handeln lernen und ein menschenwürdiges Dasein führen. Er baut deshalb Werkswohnungen und in Probstzella ein für die damalige Zeit komfortables Volkshaus mit Räumen für Geselligkeit, für Theater und Kino, für Heilbehandlungen und Freizeitsport, mit Gasstätte und Hotel, alles unter das Motto gestellt: Freudig lebe, aufwärts strebe. Diese seine Überzeugungen von sozialer Gerechtigkeit geraten ihm in den nächsten Jahren in allen politischen Systemen zum Verhängnis. Den Nationalsozialisten sind die Sozialdemokraten ein Dorn im Auge, die Gewerkschaften und das Haus des Volkes erst recht. Deshalb werden Franz Itting und seine Söhne, er hatte insgesamt sieben Kinder, immer wieder in Schutzhaft genommen und verhört. Zuletzt landet er im KZ Buchenwald und durchlebt dort alle Schrecken des Terrors. Er wird nach einem Angriff der US-Luftflotte im August 1944 entlassen.
Als 1946 die SED, die sozialistische Einheitspartei aus KPD und SPD gebildet wird, beginnt für Franz Itting die nächste Odyssee. Als Kapitalist kann er nicht Mitglied dieser Partei sein, er wird deshalb ausgeschlossen, fast zwei Jahre ins Gefängnis verbracht, ebenso zwei seiner Söhne, danach als Ausbeuter und Kriegsgewinnler enteignet. Er reist 1950 illegal aus der DDR aus und beginnt mit 75 Jahren noch einmal von vorn, in Ludwigstadt in Bayern, 15 km entfernt von Probstzella, wo ein kleiner Teil der Itting-Werke verblieben ist. Sein neuer Betrieb wird 250 Beschäftigte erreichen und auch hier ist die Mitgliedschaft seiner Arbeiter in der Gewerkschaft für Franz Itting ein Grundprinzip. Er stirbt im Alter von 91 Jahren. Die Erben scheitern, was den heutigen Erhalt der Iting-Werke in Probstzella betrifft, an Bürokratie und Juristerei. Das Volkshaus aber ist durch eine private Initiative der Einheimischen im Bauhausstil saniert worden.
Roman Grafe hat dieses Porträt im Wesentlichen aus Dokumenten, authentischen Filmaufnahmen und Zeitzeugenberichten zusammen gestellt. Er hat das so einfühlsam und fast lyrisch getan, dass dem Menschen Franz Itting mit seinem Glauben an soziale Gerechtigkeit ein würdiges Denkmal geschaffen wurde.

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