Musikalisch-literarisches Lebensbild von Paul Gerhardt (1607-1676) im Schlosssaal

Text: Helene Schmidt; 
Musik: Kantor Johannes Leue mit dem Oratorienchor, dem ökumenischen Kirchenchor und dem Flötenkreis Hoyerswerda.
Solo: Mirjam Gnüchtel, Uhyst.

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Vierhundert Jahre liegen zwischen dem Leben Paul Gerhardts und unserem.
Vierhundert Jahre, in denen das Leben schwerer war als heute. Das 17. Jahrhundert war in besonderem Maße von Elend und Hunger geprägt.
Aus diesem Grund hat Kantor Johannes Leue als Motto für den Abend über Paul Gerhardt das Wort gewählt: Geduld ist Euch von Nöten aus dem Vers „Geduld ist euch vonnöten, wenn Sorge, Gram und Leid… euch in das Herze schneid’t.“
Denn die Zeit, in der Paul Gerhardt lebte, war die Zeit des 30-jährigen Krieges. Man muss sich sein Leben vor diesem Hintergrund vorstellen, geprägt von Brandschatzung, Gewalt und Seuchen, von Macht- und Glaubenskämpfen. Genau diesen Aspekt hat Helene Schmidt in ihren Texten über das Leben Paul Gerhardts deutlich gemacht: wie schwer es war, seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen geschweige denn eine Familie zu versorgen und später die Kinder über das Säuglingsalter hinaus am Leben zu erhalten.
Paul Gerhardt wird in dem heutigen Gräfenhainichen geboren, verliert die Eltern sehr früh, kommt auf die Fürstenschule nach Grimma und studiert danach in Wittenberg. Er erhält erst im Alter von 45 Jahren eine eigene Pfarrstelle in Mittenwalde, später eine Stelle an der Nikolaikirche in Berlin. Er heiratet 1655, vier seiner Kinder sterben im Säuglingsalter, seine Frau stirbt nach Geburt und Tod des fünften Kindes im Jahr 1668. Mit dem einen, ihm verbliebenen Sohn geht er nach der Kündigung aus dem Amt durch Friedrich Wilhelm, den Großen Kurfürsten, nach Lübben im Spreewald. Dort leitet er die Pfarrstelle bis zu seinem Tod im Jahr 1676. Die Kirche in Lübben trägt heute seinen Namen.

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Die Amtsentlassung zu Berlin war die Folge der Auseinandersetzungen zwischen den Lutheranern, zu denen Paul Gerhardt gehörte und den Reformierten, denen der Große Kurfürst angehörte. Ein Toleranzedikt des Großen Kurfürsten zur Versöhnung dieser beiden Kirchen wollte Paul Gerhardt nicht unterschreiben, weil er bereits einen Eid geschworen hatte, die Lehren Martin Luthers unverfälscht zu befolgen und deshalb ziemlich scharf gegen die Reformierten auftrat, was uns heute allerdings befremdet. 
Es ist daher umso erstaunlicher, dass alle diese Widrigkeiten des Lebens und des Amtes in den Liedern Paul Gerhardts nicht vordergründig erscheinen, sondern nur zu erahnen sind. Wir kennen ihn als einen Dichter von feierlichen und frohen Liedern, in denen er seinen Glauben, die Schöpfung und alle Feste des Kirchenjahres besingt. Und seine Lieder sind bis heute in den Gesangbüchern der evangelischen und katholischen Kirche zu finden, auch in den denen der reformierten Kirche.
Zu Gehör kamen an dem Abend: „Du meine Seele singe“, „Befiehl du deine Wege“, „Geh aus mein Herz und suche Freud“ und viele andere.
Die Verse Paul Gerhardts sind so melodisch, dass Komponisten wie Krüger, Ebeling und später Bach nur weniges hinzutun mussten, um „Herz und Seele“ erklingen zu lassen. Nicht zuletzt hat das auch Kantor Leue versucht und mit seinen Kompositionen die Verse Paul Gerhardts auf moderne Weise bereichert. Ein gelungener Beitrag zum 400. Geburtstag von Paul Gerh

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