Vortrag von Ulrich Tempel, Berlin, beim Kunstverein Hoyerswerda zur Arbeit der Aktion Sühnezeichen-Friedensdienste

Ulrich Tempel

Frieden wird geboren aus Sühne, Versöhnung und aktiver Humanität. So oder ähnlich kann man sich die Motivation der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) vorstellen. Was aber verbirgt sich hinter dieser Organisation?
Ulrich Tempel, Archivar bei der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin, ist Mitglied im Vorstandes der ASF. Sein Weg dahin begann bereits 1984 im Martin-Luther-King-Haus in Hoyerswerda und seine Verbindung blieb bis heute bestehen. Er berichtet engagiert und interessant über Auftrag und Sinn dieser Organisation.
Nach 1945 herrschte in Deutschland Hunger und Elend und trotzdem gab es Menschen, denen das Ausmaß der Verbrechen keine Ruhe ließ und die sich vor allen geschädigten Völkern schuldig fühlten und schämten. Sühne sollte ihre Aktion sein und daraus sollte Versöhnung erwachsen. Einer, der das wörtlich nahm, war Lothar Kreyssig, geboren in Sachsen, als Richter bis 1928 in Chemnitz tätig, als Mitglied der Bekennenden Kirche nach Brandenburg versetzt, gerät er mit den Euthanasiegesetzen in Konflikt und wird 1942 zum Ruhestand gezwungen.

Sein wichtigster Beitrag nach dem Krieg ist die Gründung der Aktion Sühnezeichen im Jahr 1958 innerhalb der evangelischen Kirche. Gemeinsam mit Martin Niemöller, Gustav Heinemann und Franz von Hammerstein wurde das Versagen der Evangelischen Kirche in einem Schuldbekenntnis bezeugt; die Aktion Sühnezeichen sollte zur Versöhnung führen, indem man in den am meisten geschädigten Ländern nicht Hilfe anbot, sondern darum bat, helfen zu dürfen. Erste Anfragen an Israel, Polen und Russland wurden negativ beantwortet und so beginnt das erste Projekt in Norwegen. Nach dem 13. August 1961 war eine gesamtdeutsche Arbeit nicht mehr möglich, zwei Organisationen arbeiteten nun getrennt.

 Lothar Kreyssig

Die westdeutsche vorrangig in Westeuropa und Israel, die ostdeutsche in Polen, Tschechien und innerhalb der DDR. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang Günter Särchen aus Wittichenau, der obwohl er Katholik war, die Arbeit von Lothar Kreyssig unterstützte und in Auschwitz und Majdanek 1965 die ersten Projekte zur Versöhnung begleitete und in der Leitung der Aktion Sühnezeichen mitarbeitete. Neben vielen anderen Ehrungen erhielt er 2003 den Lothar-Kreyssig-Friedenspreis. 
Nach der Wiedervereinigung arbeiten beide Organisationen nunmehr unter dem Namen ASF, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zusammen. Man entsendet langfristig und kurzfristig vorrangig junge Freiwillige zu Projekten in 13 Projektländer. Die Facetten reichen von der Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in Gedenkstätten, , der Betreuung von Opfern des Holocaust und des Stalinismus, der Betreuung sozial Benachteiligter bis hin zur Arbeit mit behinderten Menschen. Dies alles getragen von christlicher Verantwortung, die Frieden stiften und erhalten und damit der Zukunft auf der Spur sein will.
Da die ASF keine staatliche oder kirchliche Organisation ist, ist sie auf Fördergelder und Sponsoren angewiesen, auch dafür wirbt Ulrich Tempel in seinem aufschlussreichen Vortrag. Zu finden sind Informationen im Internet unter www.asf-ev.de oder vor Ort in 10117 Berlin, Augustraße 80.

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