Erika Rosenberg, Buenos Aires, stellt ihr Buch beim Kunstverein Hoyerswerda am Schlosskamin vor

Erika Rosenberg

Menschlichkeit war für Emilie Schindler (1907-2001) so selbstverständlich wie ihr Dasein selbst. Wer aber war Emilie Schindler überhaupt? Der Name Schindler erinnert uns an „Schindlers Liste „, nach dem gleichnamigen Film über Oskar Schindler, der im Jahr 1993 von Steven Spielberg gedreht wurde. Und Emilie Schindler ist die Ehefrau von Oskar Schindler (1908-1974). Allerdings ist sie keine so schillernde Persönlichkeit wie Oskar. Sie war die Frau, die im Schatten stand und fast vergessen worden wäre, wenn nicht Erika Rosenberg ihre Biographie abgefragt und aufgeschrieben hätte. Erika Rosenberg ist Argentinierin und hatte jüdische Eltern, die aus Deutschland emigrieren mussten, sie ist Journalistin und Buchautorin. Eher zufällig erfährt sie vom dramatischen Lebensweg der Emilie Schindler und dass diese in der Nähe von Buenos Aires wohnt. Das war 1990. Als der Film über Oskar Schindler 1993 gedreht wurde, der bereits 1974 in Deutschland gestorben war, bleiben die Recherchen zu seinem Leben auf ein Buch von Thomas Keneally beschränkt. Dieser war Australier und hatte Drehbücher früherer Filmprojekte aufgekauft und selbst nur einseitig recherchiert. Als nach diesem Buch der Film „Schindlers Liste“ entstand, war Steven Spielberg nicht einmal bekannt, dass die Frau Oskar Schindlers noch lebte. Sie wurde zu den Dreharbeiten der letzten Szenen dieses Films nach Israel eingeladen als eine „Überlebende aus Schindlers Liste“.

Erika Rosenberg hat für ihr Buch zu Recht den Titel „Ich, Emilie Schindler“ gewählt, denn Emilie Schindler, wollte nicht nur die Frau von Oskar sein, sondern sie wollte Anerkennung dafür, dass sie selbst einen großen Teil zum Überleben von 1300 Juden beigetragen hat. Sie hat trotz der vielen Liebesaffären ihres Mannes immer zu ihm gehalten, hat alle seine Unternehmungen in Krakau und Brünnlitz mit getragen, hat Nahrung und Medikamente für die jüdischen Arbeiter auf illegalen Wegen beschafft und hat zusätzlich zu den 1200 Arbeitern aus der Fabrik ihres Mannes 100 jüdische Arbeiter aus einem Steinbruch in Goleschau aufgenommen und diese durch ihr mutiges Auftreten vor dem Tod bewahrt. Nach Wochen intensivster Pflege waren die bis auf 30 kg abgemagerten Menschen wieder lebensfähig.
Die Schindlers müssen im Mai 1945 aus dem Sudetenland fliehen, da sie dort offiziell einen Rüstungsbetrieb leiteten, sie fliehen nach Regensburg, können aber als Vertriebene und Judenhelfer nicht Fuß fassen und wandern nach Argentinien aus. In Argentinien bleibt Emilie Schindler 1957 mit einer Fabrik und vielen Schulden, dem letzten größeren wirtschaftlichen Unternehmen ihres Mannes, zurück. Oskar reist nach Deutschland, um eine Entschädigung aus dem Lastenausgleichsgesetz in Empfang zu nehmen und kommt nie mehr zurück, er verbraucht das Geld für sich allein. Vom Tod Oskars wird sie nicht benachrichtigt.
So kommt es, dass Emilie Schindler ziemlich mittellos um ihre Existenz kämpfen muss. Eine dramatische Zeitzeugengeschichte, die man bei Erika Rosenberg nachlesen kann, zum Schluss erfahren wir aber doch noch von den späten Ehrungen, die Emilie Schindler zuteil werden, von einer Audienz beim Papst, von einem Empfang bei Roman Herzog und dass sie Bill Clinton in New York trifft. Emile Schindler stirbt 2001 während einer Reise nach Deutschland. Eine bewundernswerte Frau, für die Zivilcourage und Menschlichkeit in den Zeiten des Nationalsozialismus eine Selbstverständlichkeit waren.

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