Lichtbildervortrag von Rose-Marie Radeke, Berlin, über Max Liebermann (1847-1935)beim Kunstverein, Schloss Hoyerswerda

Das wirkliche Leben lebt der Mensch nahe bei der Arbeit. So oder ähnlich könnte die Maxime Max Liebermanns heißen, der als Maler mit seiner Darstellung des Menschen bei den verschiedensten Tätigkeiten eine ganz neue Kunstrichtung in Deutschland begründete.
Rose-Marie Radeke stellte diesen Aspekt des Malers und Menschen Liebermann in den Mittelpunkt ihres Vortrages; wie immer, zeitbezogenen und mit hohem künstlerischen Wissen und Einfühlungsvermögen. Anhand sehr gut ausgewählter Gemälde Max Liebermanns und seiner Zeitgenossen in Deutschland und Frankreich spiegeln sich Beginn und Blüte des Impressionismus wider. Man kehrt sich von der höfischen Malerei ganz bewusst ab. Kaiser Wilhelm I. ist nach den ersten Ausstellungen dieser Künstler entsetzt, was haben Menschen, die mit ihrer Hände Arbeit ihr Brot verdienen, in einer Ausstellung der königlichen Akademie zu suchen? Diese Malerei gehört in den Rinnstein.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf konnte man sich besonders genüsslich im Sessel zurücklehnen, den Ausführungen von Frau Radeke lauschen und mit den „nüchternen Augen“ Liebermanns in den von Licht durchfluteten Alleen lustwandeln, in den Ausflugslokalen an Alster und Wannsee die freie Natur genießen und der Flachsscheuer, den Gänserupferinnen und Netzflickerinnen in Holland bei der Arbeit zusehen. Alle diese Bilder zeugen von der Würde des Menschen im Konsens zu Arbeit und Natur.
Liebermann hat die meisten seiner Gemälde mit einer Vielzahl von Skizzen vorbereitet und sie dann in seinem Atelier am Brandenburger Tor in Berlin fertig gestellt. Dieses Atelier war für ihn Arbeits- und Lebensraumraum zugleich, hier wurde er nach eigenen Aussagen zum Schöpfer und die Bilder, die wir heute von ihm bewundern, werden für uns zur „Apotheke der Seele“.
1989 gründete Max Liebermann gemeinsam mit dem Maler Walter Leistikow die Berliner Sezession, 1903 wurde er in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen, deren Präsident er ab 1920 war. Die letzten Lebensjahre Liebermanns werden von der nationalsozialistischen Entwicklung in Deutschland überschattet. Bittere Enttäuschung über die politische Entwicklung und ein gewisses Nichtverstehen des beginnenden Expressionismus in der Malerei sind der Grund dafür, dass er sich mehr und mehr in sein Sommerhaus am Wannsee zurückzieht, 1933 sein Amt niederlegt und aus der Akademie freiwillig ausscheidet. Er ahnt, dass ihm sein Judentum zum Verhängnis werden wird. 1935 stirbt er im Alter von 87 Jahren in Berlin. Seine Frau wird sich 1943 das Leben nehmen, um der bevorstehenden Deportation zu entgehen, vor der sie die Tochter, die in den USA lebte, nicht mehr bewahren konnte.
Heute kann man das Liebermann-Haus am Wannsee besuchen, viele seiner Bilder im Original bewundern, Garten und Landschaft wie zu Liebermanns Zeiten erleben.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.