Lichtbildervortragvortrag von Rose-Marie Radeke, Berlin, über den Maler, Bildhauer und Graphiker Henri Matisse (1869-1954) 

Henri Matisse

Es ist eine ungewöhnlich schöpferische und wilde Zeit in Kunst und Wissenschaft, die Zeit zwischen 1890 bis etwa 1924. Henri Matisse, geboren 1869 in Frankreich und bis zu seinem Tod 1954 meist in Nizza lebend, war einer der wichtigsten und einflussreichsten Künstler dieser Zeit. Er schuf in seinen Bildern ein Fest der Farbe, verwendete nur leuchtend reine Farben und setzte sie so in Komposition wie ein Musikstück, der Inhalt des Bildes wurde der Farbe untergeordnet.
So wie in der Musik wenige Noten genügen, um ein Klangbild zu schaffen, so sollten seine Bilder klingen und Ruhe und Frieden auf den Betrachter ausstrahlen. Die französischen Maler, mit denen er gemeinsam diese neue Kunstauffassung vertrat, wurden die „Wilden“ genannt, im Französischen die Fauves.
Rose-Marie Radeke hat eine besondere Gabe, die Zuhörer hinein zu nehmen in die Denk- und Malweise eines Künstlers wie Henri Matisse, so dass man beim Betrachten der Bilder im Zusammenspiel von Licht und Farbe die Klänge der innewohnenden Musik förmlich hört und dass man vor den Bildern wirklich ruhig wird und nur noch Freude empfindet. So sind neben Landschaften und Stillleben vor allem wunderschöne Portraits zu bewundern und es grenzt wirklich fast an ein Wunder, mit welch sparsamen Mitteln sehr expressive, eben sehr ausdrucksvolle Bilder entstehen. Aus dieser expressiven Malweise entwickelte sich später der Expressionismus in Deutschland. Im Gegensatz zu den Expressionisten, besonders sei hier Picasso erwähnt, bleiben die Fauvisten ohne inhaltlichen Bezug zu den Erscheinungen ihrer Zeit.
Es ist schon erstaunlich, dass die Ereignisse weder des ersten noch des zweiten Weltkrieges in den Werken von Matisse einen Widerhall finden. Seine Bilder bleiben schön und friedvoll. Es ist auch gut möglich, dass Matisse ganz bewusst einen Frieden, den es in der Gesellschaft nicht gab, mit seinen Bildern vermitteln wollte und einen Ausgleich für die Seele durch die Kunst anstrebte.
In seinen letzten Lebensjahren ist Matisse körperlich nicht mehr in der Lage zu malen. Er greift zur Schere und stellt Scherenschnitte her, die noch sparsamer in den verwendeten Mitteln wirken als seine Bilder, aber trotzdem nichts an Ausdruckskraft verlieren, die immer noch die Freude am Alltäglichern vermitteln und Natur und Mensch nicht konkret abbilden, sondern interpretieren, interpretieren auf hohem künstlerischen Niveau.

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