Ein Meisterstück moderner polnischer Literatur

Dr. Wolfgang WessigDen Roman „Sandberg“ – Eine Welt am Rande, der polnischen Autorin Joanna Bator stellt Dr.Wolfgang Wessig am Donnerstag, 09. Oktober 2014, um 17 Uhr im Schloss Hoyerswerda vor.
Joanna Bator siedelt ihr kleinstädtisches Sittenbild Polens in der polnischen Bergbaustadt Walbrych (Waldenburg) an. Dort wurde sie 1968 geboren, studierte in Warschau Kulturwissenschaften und Philosophie und wurde dort auch promoviert. Als Dozentin für Philosophie lehrte sich den Hochschulen Warschau, New York, London, Tokio und hat derzeit die Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur der Universität Bern in der Schweiz inne.
In ihrem Roman schildert sie die Wege einer polnischen Kleinfamilie, deren Verwandten und Freunden aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Dazu gehören mehrere Deportationen und Umsiedlungen, die zahlreiche Völker jener Region während und nach dem Krieg belasteten.
Während die Männer lethargisch, auch gleichgültig und ohne besonderen Elan sich bietende Chancen verschenken, versuchen einige der Frauen mögliche Lebensweisen zu nutzen, um die Familien zu erhalten. Drei Generationen folgt die Autorin. Sie alle stehen am Rande des Lebens, träumen Unerfüllbares für ihre Kinder. Sie versuchen auf verschiedene Weise ihr Leben zu gestalten, Raum für ihre kleinen Familien zu schaffen und ihrem Glauben zu folgen. Die erzählten Schicksale der Männer hingegen spiegeln die politische Geschichte, deren Umbrüchen, landen letztlich in Resignation und leben von Spiel und Trunk. Jede Person hascht auf ihre Weise nach ein wenig Glück und bleibt doch am Rande.
Joanna Bator erzählt sehr bildhaft, lebensnah von jenen Menschen, ohne zu urteilen oder gar zu verurteilen. Der Leser meint gelegentlich, die Personen vor sich zu sehen, die Stimme der Autorin zu hören. Sie zeichnet die langsam wachsende Resignation nach, ohne Sentimentalität, sondern als Ergebnis nicht bewältigten Alltags. Enttäuschte Hoffnungen, Illusionen hindern ein Auflehnen gegen den Trott des Alltags. Das Buch wurde zu Recht von der Literaturkritik als ein herausragendes Sprachkunstwerk gewürdigt. Ungekünstelt erzählt weckt es Nachdenken über das Miteinander, auch in unserer Zeit, in der gelegentlich Ängste und Einsamkeit wachsen.
Der geübte Theaterdramaturg Dr. Wolfgang Wessig lässt wieder eine seiner eindrucksvollen Lesungen erwarten. Dazu sind alle Interessanten und die Freunde guter Literatur aus dem Nachbarland herzlich eingeladen. Martin Schmidt

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