Absolutes? Musik für Oboe, Cello und Klavier

Der Sächsische Musikbund, unter Leitung von Christian F.P. Kram stellte zeitgenössische Komponisten beim Hoyerswerder Kunstverein vor. Ausführende waren: Jürgen Dietze, Oboe und Englischhorn, Anna Niebuhr, Violoncello, und Fumiko Takano, Klavier.

Von links: Jürgen Dietze, Fumiko Takano, Anna Niebuhr. Es ist so eine Sache mit der zeitgenössischen klassischen Musik. Der Liebhaberkreis ist nicht allzu groß, und trotzdem gibt es immer wieder tolle Komponisten, die mit ihrer ganz eigenen Klangintention neue Werke präsentieren, die staunen lassen. Der Sächsische Musikbund unter Leitung von Christian F- P. Kram präsentierte acht Komponisten mit sehr unterschiedlichem Œvre , trotzdem vereinten sich die präsentierten Werke zu einem wunderbar abgerundeten Klangerlebnis. Der Beifall war dann auch angemessen euphorisch, für alle Stücke gleichermaßen.
Zu Gehör kamen Musikstücke für Oboe, Cello und Klavier, ebenso für jedes Instrument solo oder ein Canti von Christian F.P Kram, nur für Oboe und Klavier.
Absolutes, wie der Titel des Konzerts angekündigt hatte, war zu hören, absolut in der Beherrschung des Zusammenspiels der Instrumente, was bei zeitgenössischer Musik bekanntlich Schwerstarbeit bedeutet, und absolut, weil alle Komponisten viel Herzblut in ihre Stücke haben einfließen lassen, für eine überaus sinnliche Wahrnehmung, was aber immer ein konzentriertes Hinhören erfordert.
Es erklangen Kompositionen von: Thomas Stöß, Chemnitz, Christian F.P. Kram, Dresden, Peter Helmut Lang, Weimar, Reinhard Pfund, Leipzig, Albert Breier, Dresden, Dirk Fischbeck, Halle, Jürgen Dietze, Leipzig, und Dankward Pfeifer.
Den Anfang machte eine Musik von Thomas Stöß zu drei Plastiken von Ernst Barlach aus dem Fries der Lauschenden, für Oboeninstrumente, Violoncello und Klavier. Man konnte erahnen, wie sich eine Tänzerin selbstvergessen bewegt oder wie der Blinde durch die Musik sehend wird, sehend durch ein Cello-Solo. Im weiteren Verlauf des Konzerts beeindruckten alle Komponisten mit phantasievollen Klangdichtungen in ungewöhnlichen Harmonien und Dissonanzen. Ungewöhnlich auch ein Canti von H.P. Fram für Klavier und Oboe, in dem beide Instrumente gleichberechtigt nebeneinander agieren und sich in einem „modernen“ musikalischen Dialog bewegen und begegnen, wie denn sie Sätze auch mit Bewegung und Begegnung bezeichnet wurden.
Einen ähnlichen Versuch hörte man in dem Trio für Oboe, Violoncello und Klavier von Albert Breier, wo die einzelnen Stimmen mehr gegeneinander als miteinander spielen, der Schluss aber mit einem versöhnlichen Unisono endet, immerhin. Wäre noch zu erwähnen, eine Fantasie von Jürgen Dietze, die ursprünglich für das Trio PianOVo Weimar, für drei Hochschulprofessoren geschrieben wurde. Die Eindrücke wechseln von fast einförmiger Tonalität zu lebendigen lyrischen Passagen, eine außergewöhnliche emotionale und gleichzeitig sehr präzise Interpretation, auch wenn die Musizierenden keine Hochschulprofessoren sind. Alle drei verliehen diesem Konzert einen besonderen Reiz und die zeitgenössische Musik wurde, zumindest an diesem Abend, zur Krönung von konzertanter Musik.
Jürgen Dietze ist Solooboist beim Rundfunksinfonieorchester in Leipzig, beherrscht ebenso das Englischhorn, Anna Niebuhr spielt als stellvertretende Solocellistin beim MDR-Sinfonieorchester, wobei sie für ihre Interpretation einer Suite von Helmut Lang besonders herzlichen Applaus bekam, was übrigens eine Uraufführung war. Last not least spielte Famiko Takano die Klavierstücke von Reinhard Pfund genau so brillant, wie sie Cello und Oboe oder Englischhoren begleitete.
Dank an alle Musizierenden, an alle Komponisten und an Christian F. P. Fram, der die Konzerte alljährlich organisiert.

Konzert beim Hoyerswerdaer Kunstverein mit dem Sächsischen MusikbundChristian H.P. Kram, rechts, im Gespräch mit Martin Schmidt

 

 

 

 

 

 

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