Lebensläufe, filmisch begleitet

Bernd Cäsar Langnickel, Berlin, stellt seine Dokumentarfilme vor.

Bernd Cäsar Langnickel 2020 beim Hoyerswerdaer KunstvereinBernd Cäsar Langnickel ist in Hoyerswerda geboren, seit vielen Jahren lebt er in Berlin und arbeitet er als Filmemacher. Meist sind es kleine, aber feine Porträts über berühmte Persönlichkeiten, die er ein Stück des Weges begleitet und deren Geschichte er erzählt. Öfter liefert er aber auch Beiträge im Rahmen größerer Projekte für den MDR.
Beim Hoyerswerdaer Kunstverein hatte bereits einen Film über den Maler Werner Tübke vorgestellt und einen über "Totentanz und Lebenslust", der zur Reihe "Geschichte Mitteldeutschlands" gehörte.
Auch an diesem Abend war er ein gern gesehener Gast. Viel Interessantes erfuhren die Zuhörer dieses Mal über den Schauspieler Alfred Müller (1926-2010) und etwas ganz Neues über einen Männerbund, der sich "Schlaraffia" nennt.
B. Cäsar Langnickel drehte den Film über Alfred Müller zum 75. Geburtstag des Schauspielers im Jahr 2001. Alfred Müller ist in Berlin-Wedding geboren, witzigerweise in der Müllerstraße. Warum er sich kein Pseudonym zulegte? "Wer Müller heißt, muss etwas können."
Der Vater war Hilfsarbeiter und Taxifahrer, die Mutter Sekretärin. Alfred Müller lernte Mechaniker, bevor er seinen Traum von Musik und Schauspiel erfüllen konnte. Nach einem Studium an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin (heute Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) hatte er sein erstes Engagement am Theater in Senftenberg, spielte viele Hauptrollen unter der Regie von Horst Schönemann, mit dem er später nach Berlin ans Maxim- Gorki-Theater wechselte. Zu erleben ist er hier in vielen berühmten Stücken sowohl der Klassik als auch der Moderne und im heiteren Fach im Friedrichstadtpalast. Später kommen Rollen bei der DEFA hinzu, von kleinen Nebenrollen bis zum Hauptdarsteller. B.C. Langnickel lässt Alfred Müller auf sehr sympathische Weise sein Leben reflektieren und zeigt kurze Ausschnitte seiner Auftritte aus Film und Fernsehen. Der Film "Das Kaninchen bin ich" bleibt von 1965 bis 1990 wegen Kritik am ambivalenten Verhalten des Staatsanwalts Paul Deister, den Alfred Müller verkörpert, unter Verschluss. Nach 1989 ist Können allein nicht gefragt, berichtet Alfred Müller, man muss jemanden kennen. Es gelingt ihm, am Theater Westens noch einmal neu anzufangen und dem Zuschauer nicht "nur Unterhaltung zu bieten, sondern auch Mitdenken abzuverlangen". Sein Wunsch lautet auch hier, in möglicht vielen unterschiedlichen Genres  zu "schauspielern".
Der zweite Film "Die Schlaraffen" zeigt in heiterer Weise, wie ein 1859 in Prag gegründeter Männerbund bis heute besteht, dem mittlerweile Mitglieder in der ganzen Welt angehören. In der Mitte des 19.Jahrhunderts waren Männerbünde geheim und Mitglied durfte nur werden, wer Stand und Titel nachweisen konnte. Sozusagen als Gegenentwurf gründeten Theaterleute und Musiker, "Männer mit anständiger Bildung und Freude am Spiel" einen Bund, bei dem Freundschaft, Kunst und Humor die Grundlage bilden, man trifft sich in phantasievollen Ritter-Gewändern, hält humorvolle Vorträge, verleiht phantastische Orden und parodiert die alten Ritterbünde mit Papphelmen und hölzernen Schwertern. Viele berühmte Männer waren "Schlaraffen", Wilhelm Busch, Franz Lehar, Oskar Strauß, Gustav Mahler, Attila und Paul Hörbiger, Goethe und Schiller, Heinz Erhardt, Karl May und viele weitere. "Schlaraffia" ist kein geheimer oder geschlossener Bund, um aufgenommen zu werden, bedarf es eines Fürsprechers, anschließend muss man sich hochdienen, vom Knappen bis zum Ritter. Es gibt feste Regeln, man spricht eine bewusst altertümliche Sprache, man trifft sich zu "Sippungen" und grüßt sich mit "Lulu", die Mitglieder leben Phantasie und Kreativität auf humorvolle Weise aus.
B. C. Langnickel war selbst für einige Jahre Mitglied der "Schlaraffia Berolina" und darf deshalb vor Ort filmen, er dreht auch in Bautzen bei "Schlaraffia Budissa". Den meisten Zuschauern waren die "Schlaraffen" bisher unbekannt und es war durchaus eine Bereicherung, "heitere" Einblicke zu erhalten in eine Welt, in der die Mitglieder als Erkennungszeichen eine weiße Perle am Revers tragen und in der der Uhu als Symbol für Weisheit und Humor steht. Der Wahlspruch der Schlaraffen "Im glücklich machen, liegt das glücklich sein", war ein guter Schlusssatz des Abands.

Leider wurde der Film bisher nicht gesendet. Schade, meinten die Zuschauer beim Hoyerswerdaer Kunstverein.

 Der Schauspieler Alfred Müller in einem Film von Bernd Cäsar LangnickelDer Uhu als Symbol der Schlaraffen, deren Anhänger in der ganzen Welt zu finden sind.

 

 

 

 

 

 

 

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