In der Stille erlebt man Theodor Fontane ganz neu

Regisseur Bernhard Sallmann, rechts, und Filmtechniker der Kulturfabrik Hoyerswerda, Karsten HeldHelene Schmidt und Angela Potowski, von linlks.Der Film "Rhinland. Fontane" des Regisseurs Bernhard Sallmann wurde in der Kulturfabrik Hoyerswerda durch den Regisseur persönlich vorgestellt. Helene Schmidt und Angela Potowski lasen aus dem Briefwechsel zwischen Theodor Fontane und Theodor Storm.

Bernhard Sallmann ist ein österreichischer Filmemacher, der in Berlin lebt. Nach Studiengängen der Germanistik in Wien und Salzburg studierte er Medienwissenschaft in Berlin und blieb anschließend gleich dort. Seine Liebe zu Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" hatte schon in Österreich begonnen. Nun liegt diese Landschaft direkt vor seiner Haustür. Da ist es fast ein Muss, den Spuren des reisenden Dichters Fontane zu folgen. Und er tut es auf seine Weise, sehr ruhig und eindringlich, und mit einem Gespür für Fontanes wohlklingende und ausdruckstarke Sprache.
Nach dem Film "Oderland. Fontane" stellte er in der Kulturfabrik Hoyerswerda in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Hoyerswerdaer Kunstverein seinen zweiten Film zu Fontane vor: Rhinland. Fontane.
Mit der Kamera folgt er den Schilderungen Fontanes in der Grafschaft Ruppin, vorbei an Seen, Wäldern, alten Gemäuern, neuen Straßen und vorbei an alten Gebäuden, die ein Geschichte zu erzählen haben. Das Auge des Zuschauers nimmt den Film nur wie ein leicht bewegtes Hintergrundbild wahr, alle anderen Sinne folgen dem gesprochenen Wort eines Dichters, der das Besondere dieser Landschaft im Märkischen Sand durch die Sprache erlebbar macht, eine Sprache, die besonders gut durch die klare, wohltuende Stimme der Sprecherin vermittelt wurde.
Ein angenehmes Stillhalten in einer Zeit, in der Filme mit immer mehr Aktion, stets wechselnden Bildern und überlauter Musik zum Standard gehören.
Das Motto Fontanes: Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen, gilt auch für den Filmemacher, für den Brandenburg eine neue Heimat geworden ist. In die Stille des Ruppiner Landes greift immer wieder der Lärm von Straßen und Eisenbahnen ein und zeigt, wie Landwirtschaft und Industrialisierung den Landstrich über Jahrhunderte hinweg verändert haben.
Schloss Rheinsberg, Schloss Meseberg, Klosterruine Lindow, der Stechlin, die Prignitz, das Rhinluch, alles Orte, von denen man gehört hat, die mit diesem Film wieder neu ins Bewusstsein gerückt werden, ein Film, der darüber nachdenken lässt, wie der Mensch mit den Ressourcen seiner Heimat umgehen sollte. Persönlichkeite, die diese Mark Brandenburg prägten, wie Prinz Heinrich von Preußen oder die Unternehmerfamilie Gentz hatte Bernhard Sallmann ebenfalls als typisch für seinen Film ausgewählt. Ein großartiger Dank für diesen "stillen" Film geht deshalb an Berhard Sallmann.
Einen Einstieg der besonderen Art für diesen Abend gestaltete der Hoyerswerdaer Kunstvereins mit einer Lesung zu Theodor Fontanes Briefwechsel mit Theodor Storm in den Jahren 1850 bis 1855, als beide in Berlin lebten und sich gegenseitig inspirierten, sich bewunderten, aber auch entgegengesetzte Standpunkte diskutierten, der eine verwurzelt in der Mark Brandenburg, der andere an der Nordsee. Helene Schmidt und Angela Potowski ließen auf ihre Weise diese Briefe lebendig werden.

 

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