Torgau ist mehr als einen Besuch wert

Schloss Hartenfels, Ausstellung "Luther und die Fürsten"Eine Exkursion nach Torgau, zur Amme der Reformation“, beweist, dass nicht Macht und Schlacht Geschichte bestimmen, sondern Charme , Klugheit und freundliche Konsequenz. Am 4. August besuchten die Kunst- und Geschichtsverehrer des Hoyerswerdaer Kunstvereins die 1. Nationale Ausstellung zu 500. Jahre Reformation in Torgau. Sie bildeten eine eigene Führungsgruppe und genossen nicht nur die gemeinsame Fahrt, sondern auch das Entdecken von Kunstgegenständen, historischen Daten und der Biographien damals handelnder Personen. Auch wenn das Schloß Hartenfels dem Zug bereits von weitem in schönstem Weiß entgegen strahlt und alles Grau vergangener Zeiten vergessen macht, erfasst die Besucher beim Betreten des Schloßhofes erst das wahre Staunen. Fast andächtig folgen die Augen den verschiedenen Bauetappen, von denen jede einen eigenen Zauber ausübt und doch alle – wenn auch Jahrhunderte nacheinander entstanden – ein fesselndes Ensemble meisterlicher Baukunst zeigen.
Der Wendelstein im Mittelteil des Hofes strahlt geradezu Eleganz aus, die still bewundert werden muss. Die Ausstellung Martin Luther und die Fürsten, für unsere Gruppe mit Schwerpunkt Lucas Cranach und die Fürsten bietet eine Fülle historischer Gemälde – von kleinen bis zu größten Werken. Die Texte zu den Ausstellungsgegenständen sind kurz aber präzise gefasst, die Führung locker, oft im Dialog mit den Betrachtern, in unserem Fall erfreute unsere Gruppe den Cicerone zudem durch Gesang und Kenntnisse der Geschichte. Sie bildeten eine gute Grundlage für manch Gespräch oder ergänzenden Gedankenaustausch, an dem sich alle beteiligten, so dass kein auswucherndes Zwiegespräch zu Details die anderen Zuhörer ausschaltete. Gut nachvollziehbar wird die Bedeutung der Buchdruckkunst durch Gutenberg für das geistige Leben Europas und die Wegbereitung der Reformation, aber auch der Bildungsgeschichte für neue Berufe, Schichten und Stände. Ehrfurchtsvoll steht da mancher Besucher vor den Folianten, die ein 500jähriges Alter ziert. Desgleichen verstummte manch lautes Wort vor Vitrinen, in denen Luthers Handschrift gezeigt wurde. Da konnte Akribie und Schönheit gleichzeitig bewundert werden, vom Inhalt ganz zu schweigen.
In der ersten evangelischen Kirche, der Schlosskapelle mit ihren zwei Emporen, die von Martin Luther selbst geweiht wurde und von deren Kanzel er predigte, kam weder Helden- noch Heiligenkult auf, sondern nur Ehrfurcht vor dem historischen Augenblick, der hier nachvollzogen werden konnte. Ähnlich erging es den Besuchern in der Marienkirche vor dem Grabstein der Frau Katharina Luther, K. von Bora, wie sie vor der Ehe hieß, die mindestens ebenso viel Anteil am Gelingen der Reformation hatte wie die zahlreichen Männer. Ja, sie forderte geradezu zum Nachdenken über die Frauen jener Zeit heraus, die zwar nicht mit Harnisch und Schwert auftraten, dafür dem Umbruch dieser Zeit mit sanfter Konsequenz und geistiger Klarheit zur Vollendung verhalfen. Die Stadt Torgau zeigt ihre Bedeutung und überzeugt mit ihrer nun wieder sichtbaren städtebaulichen Schönheit, die wieder bewundert werden und verzaubern kann. 

Eingang zu Schloss HartenfelsSchloss vom Park aus gesehenLeider kein Trinkwasser an diesem heißen Tag im AugustSchlossinnenhof mit Blick vom Hausmannsturm auf die SchlosskapelleSchlosskapelle, auf deren Kanzel Luther predigteGrabplatte der Katharina Luther, geborene Katharina von Bora, in der Stadtkirche Sankt MarienMarkt in TorgauPhantastisch restaurierter Wendelstein im Schloss Hartenfels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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