Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) - Ein Glaubender handelt - Ein Oratorium zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer in der Johanneskirche Hoyerswerda.

Den Namen Dietrich Bonhoeffer bringt man seit Jahren mit einem sehr mutigen intellektuellen Theologen in Verbindung. Eine Verbindung zu einem Oratorium herzustellen, erscheint deshalb ziemlich außergewöhnlich.
Und so kann man nur staunen, wie nahe sich Bonhoeffer und die Musik sind und mit welchen klanglichen Mitteln diese Verbindung durch Johannes Leue meisterhaft in seinem Oratorium „Dietrich Bonhoeffer-ein Glaubender handelt“ erfasst wurde.
Leben und Werk Bonhoeffers erfahren durch diese Musik eine völlig neue Dimension, das gesprochene und geschriebene Wort wird auf neue Art lebendig. Denken und Handeln verschmelzen zu einer Einheit und spiegeln außer dem Verstand auch Herz und Seele Bonhoeffers wider. Diese Einheit von Denken und Handeln unter christlicher Verantwortung prägen das gesamte Leben Bonhoeffers und gleichzeitig auch die Musik des Oratoriums.
Oratorium wörtlich übersetzt heißt soviel wie reden und beten, und das kann man reichlich hören und erleben. Von Sprechern wird das Leben Bonhoeffers erzählt und es wird aus seinen Werken zitiert. Immer dann, wenn ein Zitat besonders markant und wichtig erscheint, setzt der Chor ein und brennt dieses geradezu in unser Gedächtnis ein. So die Chöre: „Wohin sollen wir gehen“, „Trachtet nach dem, was auf Erden ist“, „Wenn du einsteigst im falschen Zug“ und „Erfolg ist ein glänzender Herrscher“.
Einen besonderen Höhepunkt des Chorgesangs mit Soli bildet der Gospel-Gesang zur Bergpredigt. Die befreienden Emotionen des schwarzen Amerika mit seinem sozialen Engagement werden hier nachempfunden; von diesen war Bonhoeffer stark beeindruckt. Eingebettet wird das Ganze in den Text der Bergpredigt, die Barmherzigkeit, Frieden und Gerechtigkeit verkündet.
Besonders gut gelungen ist die Umsetzung der Selbstzweifel Bonhoeffers zwischen Schuld und Widerstand in dem Chor: „Zerstören wird Schuld unser Leben“. Widerstand gegen den Nationalsozialismus bedeutet Gewalt und Mord. Aber das Schweigen mit geschlossenen Augen, der fehlende Mut im Wissen um schreiendes Unrecht macht in noch höherem Maß schuldig an Schwachen und Entrechteten. Chor, Tenor und Orchester wechseln sich hier mit Fragen und Antworten ab, am Ende verkündet das Orchester, dass der Weg, den Bonhoeffer ging, der richtige war. Den Widerstand hat er mit dem Leben bezahlt. Nicht gebrochen wurden sein Glaube, seine Menschlichkeit und seine Freude. Dieses Ungebrochene wird in allen Orchesterpartien lebendig. Nach Einsamkeit, Trauer und Leid siegt immer wieder die Freude am Leben, erinnernd an den Eingangschor: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Johannes Leue hat mit diesem Oratorium eine „Geburtstagsfeier der besonderen Art“ gestaltet. Gut ausgewählt waren die Alt-Stimme von Kerstin Domrös (Cottbus) und der Tenor mit Daniel Gerber (Dresden), beide transportieren Text und Melodie so sensibel und frisch, dass sie unter die Haut gehen. Ebenso eindrucksvoll waren die Sprecher Helene Schmidt und Uwe Pakoßnik zu hören. In der Besetzung des Orchesters fielen besonders die vielen jungen Gesichter auf und der Oratorienchor Hoyerswerda gab trotz geringer Vorbereitungszeit sein Bestes.
Der Chor „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“ bildet den Schluss des Oratoriums und für die begeisterten Zuhörer zugleich den Anfang einer Wiederbesinnung auf Dietrich Bonhoeffer.

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