Zu Gast beim Kunstverein Hoyerswerda war Prof. Dr. Friedrich Körber, Berlin, mit einem Vortrag über Glocken und ihre Schicksale in Krieg und Frieden

Angela Potowski, Helene Schmidt, Prof. Köber

„Jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn“, mit diesem Satz aus Schillers Lied von der Glocke könnte man das Motiv des Abends mit Prof. Dr. Körber beschreiben. Friedrich Schiller hat das Lied von der Glocke 1799 unter dem Eindruck der Ereignisse der Französischen Revolution geschrieben, es herrschte nicht mehr Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern Gesetzlosigkeit und Bürgerkrieg. Deshalb lautet auch der Schlusssatz des Gedichtes: Friede sei ihr erst Geläute!
Glocken in ihrer ursprünglichen Bedeutung rufen zu Andacht und Gebet, erklingen bei Freude und Trauer, warnen vor Feuer und Sturm und begleiten so den Alltag der Gemeinden. Jede Gemeinde war stolz auf den Besitz von Glocken, sie wurden vor dem Einbau geweiht und waren in ganz Europa Bestandteil der Kultur.

Im Lied von der Glocke beschreibt Schiller das Handwerkliche des Glockengießens in freier dichterischer Form, streut Betrachtungen zur Weltgeschichte ein und zu des „Lebens wechselvollem Spiel“. Allerdings hat er mit diesem Gedicht auch die Spötter auf den Plan gerufen, die die Sprache zu schwülstig empfanden und vor allem wird bespöttelt, dass der Klöppel nicht erwähnt wird und somit die Glocke gar nicht zu einem ersten Geläute hätte erklingen können.
Anhand der Schicksale einzelner Glocken in Waltersdorf, Königs Wusterhausen und anderen Orten gibt Prof. Dr. Körber einen erschütternden Einblick in die Schrecken menschlichen Handelns. So werden im Jahr 1917 zwei Glocken von Walterdorf für das Umschmelzen in Kanonen feierlich verabschiedet, versehen mit dem Wunsch, sie mögen nun wie Helden ihr erzen Blut vergießen und den Soldaten klingen: harrt aus bis in den Tod, sie mögen donnernd im blutigen Krieg zum Siege führen, zu rächen die Toten, die Toten.
Am Beispiel Königs Wusterhausen wird das Ausmaß des kriegerischen Wahnsinns noch deutlicher: 1917 werden zwei von drei Glocken feierlich in den Krieg verabschiedet, 1925 können nach einer umfangreichen Spendenaktion neue Glocken geweiht werden, 1944 widerfährt diesen neuen Glocken das gleiche Schicksal wie ihren Vorgängern, sie werden wieder für Kriegszwecke eingeschmolzen und keiner setzt sich zur Wehr.
Heute ist nun vielerorts ein Wandel im Umgang mit Glocken oder Glockenspielen zu verzeichnen, viele kirchliche Gemeinden lassen alte Glocken wieder neu gießen, bauen neue Glockentürme und weihen die neuen Glocken verbunden mit dem sehnlichsten Wunsch, dass Friede ihr erstes und auch letztes Geläute sei.

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