Am Donnerstag, dem 25.8.2005, endete im Hoyerswerdaer Kunstverein die Sommerpause mit einem Gespräch am Kamin unter dem Titel „Wagnis der Weisheit“. 

Peter Wust

Pfarrer Dr. Siegfried Foelz aus dem Bischof Benno Haus Schmochtitz fügte an diesem Abend seiner Reihe „Philosophen des 20. Jahrhunderts“ ein neues Kapitel hinzu. Es war dem Werk des Philosophen Peter Wust (1884 -1940) gewidmet.
Wie bei jedem dieser Abende hatte der Gast auf dem schlichten, doch formschönen, weißen Tisch im kleinen Festsaal des Schlosses einen Stapel Bücher aus seiner scheinbar unerschöpflichen Bibliothek mitgebracht, aus dem er während seines Vortrags gelegentlich einige auswählte, bald aus dem einen las, bald das andere zeigte und damit dem Zuhören lockernde Augenblicke hinzufügte.
Eine zentrale Stellung nahm in seinem Bericht die Autobiographie „Gestalten und Gedanken, ein Rückblick auf meine Leben“ des eins sehr beliebten Hochschullehrers im westfälischen Münster ein.
Die Zuhörer, unter denen sich sehr zur Freude des Referenten auch zahlreiche Jugendliche befanden, hörten von dem Bauernsohn, der im Saarland aufgewachsen war und seinen Lesehunger dadurch zu stillen suchte, dass er den deutschen Kaiser Wilhelm II. in einem Brief um ein Büchergeschenk bat. Der Wunsch blieb unerfüllt, aber Peter Wust ging seinen Weg, scheute einige Umwege nicht, und errang als Gymnasiallehrer mit seine ersten philosophischen Büchern „Die Auferstehung der Metaphysik“ (1920) und „Dialektik des Geistes“(1928) die Aufmerksamkeit der Fachwelt, die das vorige Jahrhundert anhielt und bis heute nicht erloschen ist. Seit 1930 lehrte Peter Wust bis zu seinem Tod 1940 in Münster Philosophie, wobei er nach 1933 wegen seiner immer wieder öffentlich ausgesprochenen Ablehnung des Nationalsozialismus zunehmend in Gefahr geriet. Neben seiner Lehrtätigkeit schuf er weitere Werke, von denen einige erst in den fünfziger Jahren herausgegeben wurden.
Der Seelsorger Dr. Foelz erwies sich nicht nur als ein profunder Kenner der Philosophiegeschichte, sondern vielmehr auch als ein Vortragender, der selbst schwierige Themen so gestalten kann, dass sie gut und für jedermann verständlich sind. Kernstück der Liebe zur Weisheit, wie Philosophie übersetzt werden kann, sei das Staunen über das Geheimnis des Seins. Erkenntnis solle ganz naiv - womit nicht primitiv sondern kindlich unbefangen offen, vorurteilsfrei gemeint sei - und in Hingabe an das Gegenüber, der Welt, an den Anderen neben uns gewonnen werden. Diese Sicht auf die Welt verhindere, dass wir der Welt unseren Willen, unsere Deutung, unser Verständnis aufzwingen, sondern vielmehr aufnehmen lernen, was uns gegenübersteht. In jedem Menschen begegne uns z.B. eine ganze Welt, die nur mit Hingabe, mit Liebe zu erkennen und zu verstehen sei. Diese Haltung verbindet Peter Wust und viele Philosophen des Abendlandes mit der Lehre des Kirchenvaters Augustin im 3. Jh. nach Christus.
Nur in dieser Haltung sei die Unsicherheit zwischen Geborgenheit und Ungewissheit, die zum Wesen menschlichen Lebens gehöre, zu tragen und zu überwinden.
Der Darstellung von Dr. Foelz schloß sich eine lebhafte, teils spezielle, teils sehr engagierte Diskussion an und schenkte den Teilnehmern einige Erkenntnisse mehr. Wer wollte auch widersprechen, wenn gesagt wird, dass „jeder Mensch ein Philosoph sei, da sein Wissen, seine Erkenntnis nie fertig ist.“
Der Abend war nicht nur in diesem Sinne ermutigend, anregend und beispielhaft, legte doch der Referent fast nebenbei das Buch „Wagnis der Weisheit“, das dem gemeinsamen Nachdenken den Namen gegeben hatte, auf den Tisch und bekannte sich dazu als Herausgeber einer Auswahl aus den Schriften von Peter Wust.
Wer ihn bisher nur als einen Referenten mit besonderer Gabe des Vortrags bewundert hatte, lernte nun, dass uns an diesen Abenden seit langem ein Mann besucht, der in der philosophischen Wissenschaft unserer Zeit ein Wort mitspricht, und dies in einer Sprache, die jung und alt, Techniker, wie Lehrer, Schüler, also Menschen wie du und ich, verstehen. Seine treuen Zuhörer freuen sich auf den nächste Begegnung mit ihm.

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