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Am 24.Juli 2005 besuchte der Kunstverein Hoyerswerda die Ausstellung 100 Jahre Expressionismus in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. 
Wenn man so eine attraktive Ausstellung besucht , ist das an sich schon ein Genuss, wenn aber die Führung durch eine Kunsthistorikerin wie Frau Rosemarie Radecke geschieht, wird das Ganze zum doppelten Vergnügen.
Bilder betrachten bildet: das Sehen, das Fühlen und Empfinden, das Denken, das Vergleichen und Erahnen. Sie sprechen mit uns auf eine schweigsame poetische Weise. Dies alles und die Motivationen der so genannten „Brückekünstler“ sind an ihren Bildern abzulesen.
Zur Künstlergruppe, die sich in Dresden 1905 gründete, gehörten vor allem Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Max Pechstein und Emil Nolde. Und eines haben ihre alle Bilder gemeinsam: sehr bunte und grelle, aber trotzdem warme Farben, die durch Sinnlichkeit und Lebenslust den Betrachter in ihren Bann ziehen. Es dominiert die Darstellung des menschlichen Körpers in Bewegung und Ruhe, in Ekstase und Schmerz, meist eingebettet in die besondere Atmosphäre einer Landschaft oder einer Großstadt und eingefangen in einem einzigen unwiederbringlichen Augenblick.

Man kann sich vorstellen, dass diese Art von Kunst in der Zeit nach 1905, also in der wilhelminischen Zeit die Vertreter der bürgerlichen Moral auf den Plan gerufen hat. Die Doppelmoral, wie bei Heinrich Mann im „Professor Unrat“ dargestellt, wird von den Brücke Künstlern verachtet und bewusst werden die kleinen Leute auch im Milieu des „Unanständigen“ gezeigt. Allerdings haben es die „einfachen Leute den Künstlern nicht gedankt; in der Mehrzahl haben auch sie in den boshaften Spott der Nationalsozialisten eingestimmt und 1937 in der Ausstellung -Entartete Kunst- ihre Verachtung gezeigt.“
Die Zeit vom Beginn des ersten Weltkriegs bis an den Anfang der 30-er Jahre, als die meisten Brückemaler Malverbot erhielten, ist auch an den Farben der Bilder ablesbar, sie werden zunehmend dunkler und farbloser, die Selbstbildnisse ernst und schwermütig.
Aus allen Museen und Sammlungen der Welt haben die Ausstellungsmacher die Bilder zusammengetragen, haben Kunst aus Afrika und Ostasien zugeordnet, aus der die Brückekünstler schöpften und haben die Vorläufer des Expressionismus, wie van Gogh, Gaugin, Matisse und Munch und deren Einfluss auf die Brückekünstler sichtbar gemacht. Alles in allem eine vollkommen gelungene Ausstellung, die man mit einem Besuch gar nicht erfassen kann.
Den Rausch dieser neuartigen Bildsprache allerdings nehmen die Besucher mit nach Hause und sie werden versuchen herauszufinden, welche Maler unserer Tage ihren Anfang bei Kirchner, Mueller, Schmidt-Rottluff, Heckel, Pechstein oder Nolde. genommen haben.

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