Zu Gast beim Kunstverein Hoyerswerda war Barbe Maria Linke mit ihren neusten Erzählungen unter dem Motto „Paarlauf „ 

Barbe Maria Linke

Barbe Maria Linke, heute Schriftstellerin in Berlin, kommt aus dem ehemaligen Osten Deutschlands, hat an der Humboldt-Universität Theologie studiert und anschließend gemeinsam mit ihrem Mann eine Pfarrstelle in Wiepersdorf betreut, von wo aus sie wegen ihres Engagements für die Friedensbewegung der DDR nach Westberlin ausgewiesen wurde.
Das Gut Wiepersdorf war und ist eine Gedenkstätte für Bettina von Arnim und gleichzeitig ein Schriftstellerheim. Hier wird Barbe Maria Linke mit vielen Schriftstellern, vor allem aber mit Maxi und Fred Wander bekannt. So viele Berührungen mit Literatur und eine anschließende dreijährige Arbeitslosigkeit in Westberlin waren für sie Anlass, sich auch selbst im Schreiben zu versuchen, und das mit der ihr eigenen Triebfeder, die Neugierde heißt. Als Ergebnis hiervon entstanden mehrere Erzählungen und ein Roman.
Ihre neusten Erzählungen brachte sie am Schlosskamin zu Gehör. Sie erzählt auf eine ganz eigenwillige und feinfühlige Weise von Paaren, die sich finden und verlieren, die sich treu und untreu sind, aber immer verbunden mit einer tiefen Sehnsucht nach der anderen Hälfte. Unendlich sind die Verbindungen, in denen sich ihre Figuren treffen und unendlich sind die Möglichkeiten, wie sie sich vor und nach einer solchen Begegnung verhalten.

Bei Barbe Maria Linke hat man den Eindruck, dass sie ein übervoll mit Details gefülltes Gefäß ist, das bei dem geeigneten Anstoß einzelne Teile zu einer faszinierenden Story zusammenfügt und frei gibt. Dadurch entstehen Geschichten mit doppeltem Boden, mit Überschneidungen und Durchdringungen, wo das einzelne Bild durch unterschiedliche Beleuchtung viele Bedeutungen bekommt, die den Hörer zwingen mit- und weiterzudenken.
Es fällt außerdem auf, dass alle ihre vorgetragenen Erzählungen auf engstem Raum stattfinden: auf einem Balkon, auf einem Friedhof, auf einem Weg zwischen See und Ferienhaus, auf einem Bahnsteig, in einem S-Bahnzug und dass sie trotzdem eine ganze Welt umfassen, eine Welt, in der eine verfeinerte und leise Erotik vorherrscht und selbst kleinste Nuancen das Geschehen bestimmen, eine Welt, in der lebendige Vielfalt im geringsten Detail herrscht.
Auf dem Büchermarkt von heute, der durch Journale und Billig-Romane beherrscht wird, haben ihre Erzählungen kaum eine Chance, da sie eben nicht jedermanns Sache sind, obwohl Barbe Maria Linke, um mit Pablo Neruda zu sprechen, „durchaus neuer und origineller Ideen fähig ist und somit das Recht hat, in die Literatur einzutreten.“

Zugriffe: 2600