Zu Gast am Kamin waren Sieglinde und Fritz Mierau, Berlin, mit einem Vortrag über den sächsischen Schulmeister Arthur Pfeifer (1884-1976).

Arthur Pfeifer

Es gibt viele Möglichkeiten, interessante Leute kennen zu lernen. Eine davon ist die wärmste Empfehlung, die uns durch Spezialisten übermittelt wird, die mit Kenntnis und Einfühlungsvermögen über diesen Menschen zu berichten wissen.
Sieglinde und Fritz Mierau sind hierfür ein gutes Team. Ihre Vorliebe gilt normaler Weise der russischen Literatur, aber mit Arthur Pfeifer sind sie auch in Sachsen fündig geworden, genauer gesagt, in Waldheim.
Fitz Mierau beschreibt Arthur Pfeifer so: „Was hat uns an diesem Mann so bewegt. Seine reichen Kenntnisse auf allen Gebieten der Natur und des Geistes können es nicht allein gewesen sein… Er muss noch über eine andere Gabe verfügt haben, die nicht leicht zu bezeichnen ist, weil sie ihre tiefsten Wirkungen im Verborgenen erzielte. Vielleicht sollten wir sie die Gabe der Zuwendung nennen.“ Von dieser Gabe erfahren die Zuhörer eine Menge aus den Briefen, die Arthur Pfeifer von 1960 bis 1976 an Gertrud Schade schrieb, etwa 3000 an der Zahl. Es wird reflektiert über den Lehrerstand, über Sachsen und die Welt und es wird immer wieder empfohlen: Halte dich im Leben an das Schöne.


Zum Lehrerstand
„Es unterbinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein… nur die echten vermögen es, das Wunderbare, das Welt und Natur geben, erleben zu lassen… Am Fehlen des Erlebens scheitert die Schule. In der Klasse kann nur dann etwas vor sich gehen, wenn der Strom der Begeisterung durch den Lehrer fließt.“ Es war die besondere Leuchtkraft der „Glanzlichter“, die Arthur Pfeifer in die Gemüter zu setzen bestrebt war, mit Zuwendung an jeden einzelnen und mit seiner „Kunst der Menschenbehandlung“. Er hatte davon geträumt, diese Kunst als Lehrfach an den Schulen einzuführen.
Über Sachsen und die Welt und das Schöne
Im Weiteren erfährt man aus den Briefen eine Menge über Waldheim, und dass man 27 Jahre nach dem Krieg immer noch nach Kartoffeln Schlange stehen muss und in einem Gefängnis lebt und auch über Nürnberg, dass es „ viele schöne neue Häuser gibt. Aber diese schönen Kulissen stehen am Weg zur Hölle.“
Alle politischen Ereignisse vor der Haustür und in der Welt werden in Zusammenhang gebracht mit Philosophie, Literatur, Musik und Wissenschaft, das alles gewürzt mit Humor und Freundlichkeit. Er stellt Verbindungen her zwischen „Lyrik und elektronischen Rechenmaschinen, zwischen Dürer, Musik und dem magischen Zauber von Kristallen.“ Man erfährt eine Menge über die Brüder Förster, Friedrich Wilhelm, den Pazifisten und Reformpädagogen und Karl Förster, den Botaniker aus Potsdam-Bornim, über Philosophen und Dichter und besonders oft wird Goethe erwähnt. Ich glaube, kaum ein anderer hat wie Arthur Pfeifer, Goethe „gelebt“.
„Dass man auf den ersten Anhieb den „Faust“ verstehe, ist weder möglich, noch nötig… denn es stecken 60 Jahre Arbeit eines Genies in diesen Seiten… Die Hauptsache bleibt, die Schüler zur dauernden Beschäftigung mit diesem Weltgedicht zu verlocken.“

Die Zuhörer wiederum wurden durch Sieglinde und Fritz Mierau verlockt, die Briefe aus Waldheim vollständig und „still-vergnügt“ zu lesen, „denn auf dem stillvergnügt liegt so ein Schimmer von biedermeyerlicher Behaglichkeit, um die uns das Tempo des technischen Zeitalters gebracht hat – die aber lebensnotwendig ist, wenn die Irrenärzte nicht überlastet werden sollen… denn der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, sagt Goethe.“

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