Zu Gast am Kamin war Dr. Herbert Lappe, Dresden, mit einem Vortrag über die Situation der jüdischen Gemeinde in Dresden und über die Geschichte der Synagoge.

Modell der Synagoge von Semper

Der Mensch lernt nie aus. So könnte man nach dem Vortrag von Dr. Lappe resümieren.
Seit mehreren Jahren finden Begegnungen zwischen dem Kunstverein Hoyerswerda und der jüdischen Gemeinde in Dresden statt. Und immer wieder ist es ganz neu, vergleichbar einem Kaleidoskop, bei dem bunte Glassteinchen bei unveränderter Anzahl allein durch eine neue Anordnung faszinierende Bilder und Einblicke gewähren.
Die Jüdische Gemeinde in Dresden besteht offiziell seit 1837 als König Friedrich August II. die Genehmigung erteilte: eine jüdische Gemeinde zu gründen und ein Grundstück zum Bau einer Synagoge zu erwerben. Schon im 12. Jahrhundert waren Juden in Dresden ansässig und hatten 1265 in Sachsen gleiche Rechte wie die Christen erhalten, allerdings ohne das Recht, eine eigene Gemeinde zu gründen.
Die Mittel für diese erste Synagoge brachte ausschließlich die jüdische Gemeinde selbst auf und der Bau dieses Hauses war ihnen so wichtig, dass sie Gottfried Semper als Architekt bemühten. Die Frage war nun, wie muss eine Synagoge aussehen? Und Herr Semper kam mächtig ins Grübeln und sah sich in der Welt nach Synagogen um. Er stellte fest, dass das äußere Erscheinungsbild einer Synagoge den Juden nicht wichtig war, sie passten sich zum Zeichen ihrer Toleranz an die jeweiligen baulichen Gegebenheiten einer Stadt an. Aber der Innenraum unterliegt festen kultischen Regeln, die auf Aussagen in der Bibel zurückgehen. Es gibt einen Raum zum Versammeln, Beten und Lernen (und diskutiert wurde in den Synagogen von früh bis spät, und zwar so, dass selbst Gott in solch einem Streitgespräch nicht mitreden durfte). Nicht fehlen durften Waschbecken, das Heiligtum mit dem „Gesetz“ und das Lesepult. Herr Semper kreierte eine Synagoge im neoromanischen Stil, wie das Modell zeigt, und so wurde sie auch gebaut, das Innere streng nach den Regeln mit Ausrichtung nach Jerusalem.

Die Gemeinde zählte zur Einweihung 1840 etwa 600 Mitglieder, 1933 war die Zahl auf 5000 angewachsen und 1945 waren alle bis auf etwa 200 vertrieben oder ausgelöscht, bereits 1938 war die Synagoge niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht worden.
1990 bestand die jüdische Gemeinde noch aus 50 Mitgliedern. Der Anstoß für den Neubau einer Synagoge kam erfreulicher Weise aus der evangelischen Kirche und der Bau sollte als sichtbares Zeichen der Versöhnung noch vor dem Wiederaufbau der Frauenkirche erfolgen. Die Synagoge kann nun in Dresden unmittelbar neben dem alten Standort der Sempersynagoge besichtigt werden und man wird feststellen, dass auch dieser sehr moderne Bau im Inneren dem jüdischen Glaubensverständnis gerecht wird. Heute besteht die Gemeinde aus etwa 500 Mitgliedern, die zum großen Teil als Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion kamen. Es gibt ein sehr offenes und weit gefächertes Gemeindeleben ohne starken „orthodoxen“ Charakter. Dr. Lappe vermittelt ein farbenfrohes und sehr tolerantes Bild dieser Gemeinde, man hat den Eindruck, das die Glassteinchen in unserem Kaleidoskop in der Mitte sehr helle und freundliche Bilder erzeugen, die dunklen und bedrohlichen Farben an den Rand gedrängt wurden, zwar noch wahrgenommen, aber nicht mehr Lebens bestimmend.

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